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Foto: Francis Kirps


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© Philippe Matsas/CNL

Francis Kirps

Luxemburg

Nach Sekundarstudien am Lycée Robert Schuman in Luxemburg und am Lycée Notre-Dame de la Providence in Fénétrange (F) studierte Francis Kirps von 1992 bis 1996 Psychologie an der Universität Straßburg. Anschließend arbeitete er u.a. als Schulpsychologe, Tretbootverleiher und Grundschullehrer.

Als Schriftsteller debütierte Francis Kirps in den 1990er Jahren mit Texten in der Zeitung der Luxemburger Studenten in Straßburg, zu deren Begründern er gehörte, und mit Gedichten in den Cahiers luxembourgeois (ab 1998). 2000 und 2001 gewann er den jeweils zweiten Preis beim Concours littéraire national für phantastische Kurzprosa bzw. Lyrik. Die prämierten Texte erschienen in den Sammelbänden Contes fantastiques (Echternach 2001) und À sept voix (Esch-Alzette 2002).

Ab 2003 wandte sich Francis Kirps zunehmend der Poetry-Slam-Szene zu. Er nahm 2004-2006 an Poetry-Slam-Meisterschaften in Stuttgart, Leipzig und München teil und war 2007 Veranstalter des ersten international besetzten Poetry Slams in Luxemburg. 2009 gründete er mit Luc Spada die erste "Lesebühne" Luxemburgs im Café d:qliq, 2010-2012 war er Mitveranstalter der Saarbrücker Lesebühne Dichterdschungel, und von 2011 bis 2016 veranstaltete er mit  Claudine Muno und Christian Happ  eine "Lesebühne" im Café Rocas in Luxemburg, zu der Gäste aus dem In- und Ausland eingeladen wurden. Diese "Lesebühne" wurde 2017 in ihrer an einen festen Ort gebundenen Form aufgelöst und funktioniert anschließendals Wander-Lesebühne an unterschiedlichen Veranstaltungsorten, u.a. im Konrad Café & Bar und im Café littéraire Le Bovary. Überdies war Francis Kirps im Jahr 2014 an der Gründung der Lesebühne Ferkel im Wind im Eurotheater Central in Bonn beteiligt. Francis Kirps lieferte überdies Texte für das Programm Al gin ass näischt fir Feiglinger des Kabarä Feierstëppler (2016-2017).

Lyrik und Prosa von Francis Kirps sind durch (nicht selten schwarzen) Humor und einen Hang zur Groteske gekennzeichnet. Das gilt auch für Planet Luxemburg und andere komische Geschichten, seine erste eigenständige Publikation. Die neunzehn Kurzprosatexte verhandeln auf skurrile Weise popkulturelle Themen, wobei immer wieder auch Luxemburger Realitäten angesprochen werden. Die satirischen, zuweilen absurd anmutenden Erzählungen lassen, über die komischen Aspekte hinaus, deutliche zeitkritische Bezüge erkennen. Im Jahr 2016 erschien im gleichen Verlag eine überarbeitete und um drei Texte ergänzte Neuausgabe.

Mit Die Klasse von 77 (2016) wendet sich Francis Kirps dem Roman zu. In dessen Mittelpunkt steht die Gründung der Punkband Die Wasserpistolen durch neunjährige, im fiktiven luxemburgischen Provinzort Piggeldingen beheimatete Schüler. Die Punk- und Rockmusik entspricht deren Bedürfnis nach Weite und Freiheit. Die humoristisch-satirische, teils schräge und von einem kindlichen Rebellionsgestus geprägte Coming-of-Age-Erzählung ist ein Pastiche von Werken der Kinder- und Jugendliteratur mit Referenzen auf die Popkultur der 1970er und 1980er Jahre, aber auch auf Kinderbuchklassiker wie Die Drei ??? und die Romane von Enid Blyton. Die kindliche Perspektive mit ihrem verfremdenden Blick auf die Erwachsenenwelt lässt die Kindheit als poetischen Zufluchtsort erscheinen.

Mit der Sammlung Die Mutationen. 7 Geschichten & 1 Gedicht (2019) kehrt Kirps zu kürzeren literarischen Formen zurück. Ausgehend von bekannten Texten der europäischen Literatur entwirft Kirps vornehmlich erzählende Texte, die auf jeweils unterschiedliche Weisen auf ihre Vorlagen bezogen sind. So etwa wird in der Kurzgeschichte Die Mutation die Erzählsituation aus Franz Kafkas Die Verwandlung insofern umgekehrt, dass sich ein Insekt in einen Menschen verwandelt, während in der Erzählung Das Modell die fiktive Vorgeschichte der zum Leben erwachten antiken Venusstatue aus Prosper Mérimées Erzählung La Vénus d’Ille erzählt wird. Die Texte, die sich durch ironische Distanz und einen kreativen Umgang mit Sprach- und Stilregistern auszeichnen, irritieren gewohnte Perspektiven und provozieren eine reziproke Verfremdung von Menschen- und Tierwelt, von Gegenwart und Vergangenheit. Die Kurzgeschichte Die Mutation war 2016 schon im ersten Heft der neuen Reihe der Cahiers luxembourgeois erschienen. In der 2021 erschienenen Kurzprosasammlung Eber im Nebel. Von Tieren und anderen Verwandten setzt Francis Kirps seine Erkundungen bizarr-surrealer Parallelwelten fort. Im Stil der für sein Schreiben charakteristischen satirischen Fantastik führen die Kurzgeschichten in das Tierreich und andere nichtmenschliche oder hybride Universen. Die Titelgeschichte Eber im Nebel war 2015 schon in der Zeitschrift Exot erschienen.

Texte von Francis Kirps erschienen ebenfalls in den Sammelbänden Poetry slam verbum varium treverorum (Tholey-Hasborn 2006), Götter, Gurus und Gestörte (Berlin 2009), Hasta la vista, Johnny! (Walferdingen 2011), Die Wahrheit über Heavy Metal (Meine 2015), Ist das jetzt Satire oder was? (Berlin 2015), Impossible Readings (Bridel 2016) und Bopebistro Buch (2012). Kirps publizierte überdies in Zeitungen und Zeitschriften wie TAZ, forum und Le Monde n’est pas rond sowie regelmäßig in der von ihm 2005 mitbegründeten Zeitschrift Exot. Zeitschrift für komische Literatur, die 2015 ihr Erscheinen einstellte. Im Sammelband Hear ’em All. Heavy Metal für die eiserne Insel (Mainz 2018) veröffentlichte Kirps eine Kritik eines Musikalbums der deutschen Band Sodom. Seit 2014 ist er Mitarbeiter der Satire- und Humorseite Die Wahrheit der deutschen Tageszeitung taz. Francis Kirps trat auch als Übersetzer hervor; er übertrug das Langgedicht Passaport des maltesischen Dichters Antoine Cassar, der eine Zeitlang in Luxemburg gelebt hat, ins Deutsche und ins Luxemburgische.

Im Jahr 2020 erhielt Francis Kirps für Die Mutationen den Prix Servais und war mit dem gleichen Band ebenfalls luxemburgischer Preisträger des Europäischen Literaturpreises. 2021 erschien unter dem Titel Mutacionet eine albanische Übersetzung, 2022 unter dem Titel Mutacije eine serbische Übersetzung. Die titelgebende Erzählung der Textsammlung Planet Luxemburg wurde 2017 in der literarischen Anthologie Beletra Almanako auf Esperanto veröffentlicht.

Kirps war ab 2003 Mitglied des LSV bis zu dessen Auflösung 2016. 2020 gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Schriftstellerverbandes A:LL Schrëftsteller*innen, dessen Vizepräsident er ab 2023 ist.

Dieser Artikel wurde verfasst von Pierre Marson

Veröffentlichungen

Übersetzungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Cahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des arts
    Verwendete Namen
    Francis Kirps
  • Titel der Zeitschriften
    forum. fir kritesch Informatioun iwer Politik, Kultur a Relioun
    Verwendete Namen
    Francis Kirps
  • Titel der Zeitschriften
    taz
    Verwendete Namen
    Francis Kirps

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Mitgliedschaft

  • A:LL Schrëftsteller*innen
  • LSV - Lëtzebuerger Schrëftstellerverband [1986-2016]
Zitiernachweis:
Marson, Pierre: Francis Kirps. Unter: , aktualisiert am 27.02.2024, zuletzt eingesehen am .