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Foto: Walther Victor


Foto:
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Walther Victor

Bad Oeynhausen () Bad Berka (damals DDR, heute D) ()

Pseudonyme: Myschkin ; C. Redo ; Werner H. Voigt ; W.V. ; Walter Zurlinden

Walther Victor war der Sohn eines Ziegeleibesitzers. Mit sechs Jahren zog er mit seiner Familie nach Posen, wo er die Volksschule und das Gymnasium besuchte. Über die Wandervogelbewegung kam er in Kontakt zur bürgerlich-liberalen Freideutschen Jugend. Von 1913 bis 1914 studierte er in Freiburg/Breisgau Jura, obschon er sich zur Literaturwissenschaft hingezogen fühlte. Hier gab es erste Kontakte zur Arbeiterpresse. Nachdem Walther Victor als Soldat im Ersten Weltkrieg gedient hatte, nahm er 1919 das Studium an der Universität Halle wieder auf, engagierte sich in der SPD und schrieb für die SPD-Zeitung Die Volksstimme. Von 1919 bis 1923 arbeitete er für das Hamburger Echo, 1923 wurde er Redakteur im Sächsischen Volksblatt in Zwickau, 1932 Feuilletonchef im 8-Uhr Abendblatt in Berlin. 1934 lebte er unter dem Namen Werner Voigt illegal in Berlin und auf der Insel Reichenau, von wo er 1935 in die Schweiz flüchtete. Dort war er journalistisch tätig und redigierte u. a. die Zeitschrift Die Naturfreunde und gründete den Verbano-Verlag. Unter dem Pseudonym C. Redo kritisierte er das Hitler-Regime. Im Sommer 1938 kam er auf Einladung von Hubert Clement mit seiner zweiten Ehefrau Maria Gleit nach Luxemburg, wo er für das Tageblatt arbeitete und freundschaftliche Kontakte zu Victor Bodson knüpfte. Von Luxemburg aus zog das Ehepaar Victor nach Paris. Nach Internierung in den Lagern Colombes, Buffalo und La Braconne gelang die Flucht über die Pyrenäen nach Lissabon und New York. Dort arbeitete Walther Victor als Hausdiener und Packer, später als Produktionsleiter des Alfred A. Knopf Verlages. 1946 berichtete er als UNO-Korrespondent für europäische Zeitungen, darunter auch das Escher Tageblatt. 1947 verließ er mit luxemburgischem Pass die USA und ließ sich in Schwerin in der SBZ (Sowjetischen Besatzungszone), der späteren DDR nieder. Er trat der SED bei und wurde Ministerialrat der Sächsischen Landesregierung, später Pressechef bei Ministerpräsident Max Seydewitz. Als freier Schriftsteller lebte er ab 1951 in Kleinmachnow und Berlin, ab 1961 in Weimar.

Literarisch hatte Walther Victor eine Vorliebe für Feuilletons, Lyrik, historische Skizzen und Biografien. Besonders über Goethe verfasste er mehrere Abhandlungen. Um die Kenntnisse über die Klassiker der deutschen Literatur zu popularisieren, gründete er die erfolgreiche Reihe Lesebücher für unsere Zeit. Demselben Anliegen verpflichtet waren seine Bearbeitungen der Klassiker des Marxismus, insbesondere für Kinder. In der Tradition der Kapitalismusanklage stehen Werke wie Einer von Vielen, das auf den Aufzeichnungen eines verunglückten Zwickauer Bergarbeiters basiert. Verse von Walther Victor wurden von Ottmar Gerster, Kurt Schwaen, Ernst-Hermann Meyer, Fritz Geißler und Joachim Werzlau vertont. Zusammen mit Karl Schnog erhielt er 1957 den Heinrich Heine-Preis der DDR.

In Luxemburg schrieb Walther Victor vor allem Zeitungsartikel für das sozialistische Escher Tageblatt, die A-Z und die Revue musicale. In der literarischen Beilage des Tageblatt, die ihm seit August 1936 offen stand, debütierte er mit 17 Folgen eines biografischen Porträts von Jack London, das 1937 unter dem Titel Zwischen Himmel und Hölle in Zürich erschien. Weitere Artikel beschäftigten sich mit demokratischen und humanistisch gesinnten Schriftstellern wie Heinrich Heine, Georg Herwegh oder Käthe Kollwitz bzw. mit den Pionieren des internationalen Sozialismus wie Friedrich Engels, Karl Kautsky oder Victor Adler. 1939 erschien zum 60. Geburtstag in zehn Folgen ein Porträt des Nobelpreisträgers Albert Einstein, das die Grundlage für eine separate Veröffentlichung abgab. Auch in der A-Z gibt es Beiträge von Walther Victor so z. B. die Serie Männer, die die Welt entdeckten oder Tiergeschichten, und in der Revue Musicale finden sich einige Künstlerporträts. In der 1942/43 in Amerika entstandenen Autobiografie Kehre wieder über die Berge berichtet er u. a. über die in Luxemburg verbrachte Zeit.

Dieser Artikel wurde verfasst von Germaine Goetzinger

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    8-Uhr-Abendblatt / Nationalzeitung
    Verwendete Namen
    Walther Victor
  • Titel der Zeitschriften
    A-Z Luxemburger Illustrierte
    Verwendete Namen
    Walther Victor
  • Titel der Zeitschriften
    Galerie. Revue culturelle et pédagogique
    Verwendete Namen
    Walther Victor
  • Titel der Zeitschriften
    Naturfreunde (Die)
    Verwendete Namen
    Walther Victor
  • Titel der Zeitschriften
    Revue musicale. organe officiel de l'Union Grand-Duc Adolphe
    Verwendete Namen
    Walther Victor
  • Titel der Zeitschriften
    Sächsisches Volksblatt
    Verwendete Namen
    Walther Victor
  • Titel der Zeitschriften
    Tageblatt / Escher Tageblatt = Journal d'Esch. Zeitung fir Lëtzebuerg
    Verwendete Namen
    W.V.
    Walther Victor
  • Titel der Zeitschriften
    Volksstimme I. unabhängiges Organ für die politischen-, volks- und landwirtschaftlichen Interessen des luxemburger Landes
    Verwendete Namen
    Walther Victor

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Archiv

  • - Archiv der Akademie der Künste AdK, Berlin; Nachlass Walther Victor
Zitiernachweis:
Goetzinger, Germaine: Walther Victor. Unter: , aktualisiert am 24.10.2023, zuletzt eingesehen am .