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André Link

Ettelbrück Völklingen ()

Pseudonyme: alk

André Link besuchte von 1962 bis 1968 das Lycée classique in Diekirch und anschließend die Würzburger Dolmetscherschule. Ab 1973 war er Übersetzer im luxemburgischen Büro der Confédération internationale des syndicats libres, von 1980 bis zu seiner Pensionierung 2011 war er nacheinander Korrektor, Archivar, Verlagslektor, Übersetzer und Journalist im Sankt Paulus-Verlag. Er ist Mitverfasser des Reiseführers Streifzüge durch Luxemburg [o.J.], von Bänden zur luxemburgischen Philatelie, Dynastie und Landschaft sowie Autor der sich auf satirische Weise mit der Luxemburger Eigenart auseinandersetzenden Anekdotensammlung Kleines Luxemburger Kuriositätenbuch. In Luxemburger Wort und Die Warte-Perspectives veröffentlichte er u. a. Konzert- und Theaterkritiken, in nos cahiers literarische Texte und eine fortlaufende Bibliografie Luxemburger Zeitschriftenbeiträge. André Link ist Mitglied des Institut grand-ducal, Section des arts et des lettres und war Mitglied des LSV bis zu dessen Auflösung im Jahre 2016. Die letzten Jahre wohnte er im Saarland.

Literarisch debütierte André Link mit dem Roman Der Sommer des weißen Jadekaninchens (1976), dessen Handlung im Milieu zaristischer Emigranten in Wien angesiedelt ist. Es folgten Anfang der 2000er Jahre die Kurzprosasammlung Ich kam zu früh nach Miyajima (2000) und der Roman Feuerspiegel (2003), in denen die Motive der äußeren und inneren Reise sowie der Begegnung mit sich selbst zentral sind. In die gleichen Jahre fällt seine Beschäftigung mit dem Drama. In den Stücken Was ist denn Ihre werte Meinung dazu? (2002) und De Keller (2003) thematisiert Link Aspekte der Luxemburger Gesellschaft und Geschichte. Der unveröffentlichte dramatische Monolog Engel-Mann über den Freitod des Schriftstellers René Engelmann wurde 2004-2005 mit Claude Mangen in der Titelrolle aufgeführt. Mit Vom Dekadentempel zur Kulturschmiede (2004) legte Link eine Geschichte des Theaters in Luxemburg vor.

Seither widmet sich André Link hauptsächlich der Erzählprosa, zumeist in deutscher, manchmal in französischer Sprache, wobei er bevorzugt historische, in einigen Werken auch gegenwartsbezogene Stoffe gestaltet. Im Mittelpunkt seiner historischen Romane stehen nicht selten geschichtlich verbürgte Persönlichkeiten und die Schilderung ihrer jeweiligen Epochen, oft unter weniger bekannten, unerwarteten oder überraschenden Aspekten, die geeignet sind, mit Anliegen der heutigen Zeit in Resonanz zu treten. Dabei werden im fiktionalen Raum zuweilen Figuren zusammengeführt, die sich in Wirklichkeit nicht begegnet sind. Ein besonderes Augenmerk liegt in den Romanen auf kunst-, literatur-, musik- und kulturgeschichtlichen Bezügen.

Einen thematischen Schwerpunkt stellen einerseits Episoden aus der luxemburgischen Geschichte dar. So verhandelt Auf Winters Schneide (2010) die Ereignisse, die 1919 zum Rücktritt der Großherzogin Marie-Adelheid führten, wobei Nikolaus Welter, Auguste Liesch und der damalige Staatsminister Émile Reuter auftreten. Mit diesen Ereignissen befasst sich auch der im Sammelband The Many Faces of 1918 veröffentlichte Essay Hungersnot und Fürstensturz (2018). Das Schicksal von Kollaborateuren nach dem Zweiten Weltkrieg steht im Zentrum des Romans Die große Hatz (2012), in dem u. a. die historisch verbürgten Fälle von Norbert Jacques und Pol Michels sowie des Künstlers Théo Kerg verhandelt werden. Weiter zurückliegende Stoffe aus der Luxemburger Geschichte werden in Les Renards de Vianden (2013) und Feuerfugen (2020) aufgegriffen. Der erstgenannte Roman schildert den letzten Aufenthalt Victor Hugos in Vianden 1871 und stellt u.a. fiktive Begegnungen zwischen dem französischen Autor und Michel Rodange dar. Feuerfugen führt in die Zeit Peter Ernst von Mansfelds, des Statthalters der spanischen Krone in Luxemburg von 1545 bis 1604, und erzählt die Geschichte von dessen fiktivem, unehelichen Sohn, der sich im Jesuitennoviziat in Trier mit dem späteren Kritiker des Hexenwahns Friedrich von Spee anfreundet.

Andere historische Romane André Links nehmen sich außerluxemburgischer Stoffe an, wobei auch hier ein besonderes Interesse musik- und literaturgeschichtlichen Bezügen gilt. So zum Beispiel behandelt König und Komponist (2014) das Leben des heute weitgehend vergessenen, am Hof König Gustavs III. von Schweden tätigen Komponisten Joseph-Martin Kraus (1756-1792). Die Zerstörung des Inka-Reichs ist Thema des Romans Intis Untergang (2016), der sich die Perspektive von El Inca Garcilaso de la Vega zueigen macht, des Sohnes eines spanischen Eroberers und einer Inka-Prinzessin, der später nach Spanien auswanderte und dort zu einem bedeutenden Schriftsteller und Chronisten der spanischen Conquista wurde. In den iberischen Kulturbereich verweist auch der Roman Infantin Elster (2017) über die spanische Infantin Urraca von Zamora aus dem 11. Jahrhundert, die als Figur in das Epos El Cid einging. Die Berührung (2021) schließlich schildert den Aufenthalt des Schriftstellers Franz Werfel und seiner Frau Alma Mahler in Lourdes auf der Flucht vor den Nazis im Jahr 1940 und damit zugleich die Vorgeschichte von dessen Roman Das Lied von Bernadette über Bernadette Soubirous, deren Visionen den südfranzösischen Ort als Wallfahrtsort etablierten. 

In weiteren historischen Romanen evoziert André Link die römische Antike (Kaisermord am Rhein, 2016), die moslemische Präsenz während der Stauferzeit im süditalienischen Apulien (Lucera, 2016), das Russland Ivans des Schrecklichen (Eismeerzar, 2019) oder auch das pharaonische Ägypten in Sable savant (2020). Drei seiner Romane führen in die englische Geschichte des 15., 16. und 17. Jahrhunderts: in die Epoche der Rosenkriege (Blutrot ist die Tudor-Rose, 2017), das Elisabethanische Zeitalter mit den Schriftstellern William Shakespeare und Christopher Marlowe (Christopher Shakespeare, 2020) und die Herrschaft Charlesʼ I. (Charlie, Steenie et les autres, 2020).

Inspiration fand André Link überdies in seiner saarländischen Wahlheimat. Nachdem er sich 2017 mit dem noch vornehmlich in Luxemburg angesiedelten Entwicklungs-, Künstler- und Krankheitsroman Der Himbeerzwilling erneut auch gegenwartsbezogenen Stoffbereichen zugewendet hat, erschienen mit Feuchte Morde (2019) und Tödliche Mauern (2021) zwei als spezifisch saarländisch ausgewiesene Kriminalromane, in denen aber auch Luxemburger als Figuren auftreten. Auf das Saarland verweist zudem der historische Roman Michel aus der Biergass (2020), der das Leben des 1769 in Saarlouis geborenen Michel Ney nachzeichnet, der unter Napoleon eine bedeutende militärische Laufbahn absolvierte und 1815 unter der Restauration hingerichtet wurde. Anhand seiner Geschichte werden die revolutionäre Phase in Frankreich sowie die in einem eher negativen Licht gezeichnete Figur des Napoleon Bonaparte ins Blickfeld gerückt.

André Link wurde mehrfach beim Concours littéraire national ausgezeichnet.

 

Dieser Artikel wurde verfasst von Pierre Marson

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Wort / d'Wort / LW
    Verwendete Namen
    André Link
    alk
  • Titel der Zeitschriften
    nos cahiers. Lëtzebuerger Zäitschrëft fir Kultur
    Verwendete Namen
    André Link
  • Titel der Zeitschriften
    Warte (Die) = Perspectives. Supplément culturel du Wort
    Verwendete Namen
    André Link

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Mitgliedschaft

  • Institut grand-ducal Section des arts et des lettres
  • LSV - Lëtzebuerger Schrëftstellerverband [1986-2016]

Archiv

  • CNL L-307
Zitiernachweis:
Marson, Pierre: André Link. Unter: , aktualisiert am 22.11.2022, zuletzt eingesehen am .