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Ernst Koch

Ernst-Wilhelm-August-Peter Koch
Singlis (damals Hessen, heute D) () Luxemburg

Pseudonyme: Eduard Helmer ; Leonhard Emil Hubert ; Hubertus ; K. ; K-ch

Ernst Koch ist Sohn des Friedensrichters und Oberschultheiß Karl Georg Koch aus Singlis (heute Borken-Singlis) und von Johanna Auguste, geb. Murhard aus einer hessischen Beamtenfamilie. Er wurde später der Schwager von Mathieu-Lambert Schrobilgen. Nach dem Abitur in Kassel studierte Ernst Koch Jura an den Universitäten Marburg und Göttingen und schloss 1829 sein Studium in Marburg mit dem Dr. iur. ab. 1830 wollte er eine akademische Laufbahn in Berlin einschlagen, doch kehrte er infolge der politischen Entwicklung in Kassel in seine Heimatstadt zurück, wo er sich seinem ehemaligen Lehrer Sylvester Jordan, Professor für Staatsrecht und einer der Väter der kurhessischen liberalen Verfassung von 1831, anschloss und ein Vertreter der konstitutionellen Monarchie wurde. Im November 1831 trat er als Obergerichtsreferendar in den hessischen Staatsdienst ein und wurde Sekretär des kurhessischen Ministers für Inneres und Justiz Hans Daniel Ludwig Hassenpflug. Nach Einleitung der Reaktion in Hessen im Juni 1832 durch Hassenpflug geriet Ernst Koch zwischen die politischen Fronten. Sein Gesinnungsumschwung kostete ihn die Freundschaft seiner früheren Mitstreiter und brachte ihm im Juli 1832 den Titel eines provisorischen außerordentlichen Referenten im Ministerium des Innern ein, was seine politische Zerrissenheit aber nicht löste. Deshalb trat er aus dem Ministerium aus und kehrte Anfang 1834 an das Obergericht zurück. In diese Zeit fiel seine Liebe zu Henriette von Bosse, der Tochter eines höheren braunschweigischen Offiziers. Infolge der ungünstigen beruflichen Entwicklung Ernst Kochs wurde die Verlobung mit Henriette wieder aufgelöst. Die biografischen Entwicklungen und der Briefwechsel Ernst Kochs mit der Familie von Bosse finden ihren Niederschlag in dem von Henriette später unter dem Pseudonym Ernestine von L. herausgegebenen Band Palast und Bürgerhaus (Jena 1872). In Luxemburg ehelichte er Octavie Mullendorf, mit der er zehn Kinder hatte.

Nach der Entlobung führte Ernst Koch ein unstetes Leben und verließ Hessen im Dezember 1834. Seine Stationen waren Straßburg und Paris, wo er nach fehlgeschlagenen Versuchen, sich eine Existenz aufzubauen, in die Fremdenlegion eintrat. So kam er nach Algier und dann ins Fort Santa Cruz bei Oran. Im Sommer 1835 wurde die Fremdenlegion als Hilfstruppe der spanischen Königin Christine gegen die Karlisten in Spanien eingesetzt, und Ernst Koch nahm während zwei Jahren an den Kämpfen teil. Diese Erlebnisse schildert er in dem Buch Aus dem Leben eines bösen Jungen (im Band Erzählungen, Kassel 1847). 1837 erkrankte Ernst Koch in Pamplona und trat vom protestantischen zum katholischen Glauben über. Nachdem sein Korps ehrenvoll entlassen worden war, kehrte Ernst Koch im September 1837 nach Hessen zurück, wo ihm die Wiederaufnahme in den Staatsdienst verweigert wurde. 1839 berief ihn Hassenpflug, der inzwischen Verwaltungschef des Großherzogtums Luxemburg geworden war, als Regierungssekretär nach Luxemburg. Ernst Koch wurde im März 1841 naturalisiert und im Dezember 1842 zum Chef de division bei der luxemburgischen Regierung ernannt. Im Januar 1844 wurde er Rendant beim Hauptzollamt und im Januar 1846 wurde er mit der Abfassung des deutschen Textes des Memorial des Großherzogthums Luxemburg betraut. Im Mai 1850 beauftragte ihn das Ministerium als Nachfolger Heinrich Stammers provisorisch mit dem Unterricht der deutschen Sprache und Literatur am Athenäum, und am 4. September 1853 erhielt er die definitive Ernennung. Ernst Koch starb an Tuberkulose.

Als Schriftsteller trat Ernst Koch zum ersten Mal zwischen November 1831 und April 1832 an die Öffentlichkeit mit sechs Vigilien vom armen Rechtskandidaten Leonhard Emil Hubert, Humoresken von lokaler Färbung, die in den Wöchentlichen Unterhaltungen, ein Begleiter des Verfassungsfreundes in Kassel erschienen. Darin machte sich Ernst Koch als politischer Schriftsteller im Sinne der vormärzlichen Aufbruchsstimmung des liberalen Bildungsbürgertums der frühen 1830er Jahre das politische Feuilleton zunutze, schrieb Satiren auf politische Ereignisse in Kurhessen und wurde stellenweise zensiert. 1834 erschien unter dem Pseudonym Eduard Helmer der Roman Prinz Rosa-Stramin, der zum Teil aus den Vigilien und vigilienartigen Aufsätzen, zum Teil aber auch aus Gedichten entstanden ist, die Ernst Koch seiner Braut in ein von ihr geschenktes Notizbuch geschrieben hatte, das in rosafarbenen Stramin gebunden war. Das Werk, das mehrere Auflagen erlebte und von A. v. Beresford ins Englische übersetzt wurde, ist ohne eigentliche Handlung, aber voll von ironisch-sozialpolitischen Abschweifungen. Prinz Rosa-Stramin spiegelt einerseits die Enttäuschung des Autors über die politische Entwicklung der Zeit, andererseits gestaltete Ernst Koch in diesen Texten eine typisch biedermeierliche Kindheitsidylle. Gemein sind den Vigilien und Prinz Rosa-Stramin die Diskrepanz zwischen der als zerrissen empfundenen Wirklichkeit und der Sehnsucht nach Ruhe, Geborgenheit und Sicherheit. Ein von Ernst Koch unter dem Titel Poesie und Politik veröffentlichter Beitrag belegt, dass er in wesentlichen Punkten mit dem Jungen Deutschland übereinstimmte, dass seine weltanschaulich-literarischen Quellen jedoch noch in der irrationalistisch-nationalen Literatur der Befreiungskriege und in der pietistisch-empfindsamen Tradition des 18. Jahrhunderts zu suchen sind. So bedeutet politische Dichtung für Ernst Koch nicht nur satirische Angriffe auf gesellschaftliche Missstände, sondern vor allem ein hohes Maß an Identifikation mit den Belangen der Nation. Dass die Zeitgenossen dieses Anliegen verkannten, wurde von Ernst Koch selbst häufig beklagt. Neben der politischen Auseinandersetzung war die religiöse Frage ein wichtiges Anliegen Ernst Kochs, besonders nach seiner Konversion und in Luxemburg, was sich in der Mitarbeit an Zeitschriften wie den Katholischen Sonntagsblättern (Mainz) äußerte.

Entgegen dem, was in einigen älteren literaturgeschichtlichen Werken steht, ist kein Bild von Ernst Koch bekannt, wie der Artikel Kritische Anmerkungen zu den angeblichen Portraits des Dichters von Klaus Beckenbach belegt.

Dieser Artikel wurde verfasst von Gast Mannes und Pierre Marson

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Annuaire de l'Association générale des étudiants luxembourgeois
    Verwendete Namen
    Ernst Koch
  • Titel der Zeitschriften
    Galerie. Revue culturelle et pédagogique
    Verwendete Namen
    Ernst Koch
  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Wort / d'Wort / LW
    Verwendete Namen
    K-ch
  • Titel der Zeitschriften
    Quotidienne Luxembourgeoise (La)
    Verwendete Namen
    Ernst Koch

Sekundärliteratur

Archiv

Zitiernachweis:
Mannes, Gast/Marson, Pierre: Ernst Koch. Unter: , aktualisiert am 20.11.2023, zuletzt eingesehen am .