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Foto: Prosper Müllendorff


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Prosper Müllendorff

Jean-Pierre-Prosper Mullendorff ; Prosper Mullendorff
Luxemburg Köln ()

Pseudonyme: Gekreuzte Bögen (Symbol) ; P.M.

Prosper Müllendorff ist der Neffe von Karl Müllendorff und der Grossneffe von Mathieu-Lambert Schrobilgen. Er studierte am Athenäum, das er ohne Abschluss verließ, und begann seine berufliche Laufbahn als Schreiber in der Regierungsverwaltung. Von 1873 bis 1885 war er Kammerstenograf. Ab 1884 war er gelegentlicher Mitarbeiter der Kölnischen Zeitung, deren Berichterstatter in Brüssel er 1886 wurde. Von 1893 bis 1922 arbeitete er in der Redaktion der Kölnischen Zeitung, wo sein Wirkungsfeld den englischen, amerikanischen und romanischen Kulturkreis umfasste. Mit den Jahren wuchs sein Einfluss auch in der außenpolitischen Sparte. Von 1916 bis 1919 lebte Prosper Müllendorff in Beek bei Nijmegen, in Amsterdam, Brüssel und im Haag, wo er weiter publizistisch wirkte. 1919 gehörte er zur Presseabteilung der deutschen Delegation in Versailles, wo er bei der Friedensunterzeichnung zugegen war. Nach einer kurzen Rückkehr ins luxemburgische Clerf ließ Prosper Müllendorff sich in Köln nieder. Als Journalist interessierten ihn vielfältige Themen, die von der deutschen Arbeitsgesetzgebung, wie in La Réglementation du travail en Allemagne (Brüssel 1887) über die Missionsfrage in Afrika, den Klerikalismus, etwa Staat und katholische Kirche in Frankreich und in Preussen (Berlin 1903) bis zur Feuerbestattung, z. B. Feuerbestattung und Freiheit (Köln 1911) reichten.

Prosper Müllendorff, der sich als Reporter nach englischem Vorbild verstand, war ein großer Reisender. Er unternahm im Auftrag der Kölnischen Zeitung drei Afrikareisen: 1898 bis 1899 an die Goldküste nach Togo und Kamerun, 1903 bis 1904 nach Deutsch-Südwestafrika, wo er in die Unruhen des Herero-Aufstandes geriet, 1908 nach Deutsch-Ostafrika. Seine Eindrücke hielt er in Reiseberichten fest, darunter Erlebnisse eines Americanisten in Halbafrika, die zuerst 1892 in der Luxemburger Zeitung seines Schwagers Emil Schroell publiziert wurden, wo im selben Jahr auch Reiseberichte über Spanien erschienen. Prosper Müllendorffs Wissen und sein Interesse an Kolonialfragen machten den Reiseschriftsteller als einen der besten Kenner der deutschen Kolonien über Deutschland hinaus bekannt. Er unternahm Vortragsreisen nach Deutschland, Österreich, Dänemark, Schweden, Spanien, Italien, Frankreich und vor allem nach England, wo er vor den Handelskammern von Liverpool, Manchester und London über The Development of German West Africa (Kamerun) oder Cotton Growing in German West Africa referierte. Die Vorträge erschienen in den Publikationen der jeweiligen Körperschaften. Prosper Müllendorff war auch Beiträger der Revue de Belgique, des Brüsseler Moniteur des Intérêts matériels, des Jahrbuchs über die deutschen Kolonien, des Journal of the African Society.

Prosper Müllendorff, der Englisch, Holländisch, Spanisch und Italienisch beherrschte, interessierte sich für Sprachenfragen in Europa und wehrte sich gegen die Sprachverwilderung seiner Zeit. 1899 veröffentlichte er eine geschichtliche Arbeit in der Kölnischen Zeitung über die flämische Sprachenfrage in Belgien, die ihm von Seiten der Wallonen Angriffe einbrachte. In Köln hielt er eine Reihe von Vorträgen über luxemburgische, niederländische, deutsche und französische Volkslieder, darunter Das Lied im Dreißigjährigen Krieg und Das alt-niederländische Volkslied. Prosper Müllendorff soll eine Teilübertragung von Charles De Costers Uilenspiegel-Legende ins Luxemburgische vorgenommen haben. Als 1877 in Luxemburg die zweite Session des Amerikanisten-Kongresses tagte, fungierte Prosper Müllendorff gemeinsam mit Nicolas van Werveke als beigeordneter Sekretär. Prosper Müllendorff war als Bearbeiter und Übersetzer tätig, so z. B. für Georges Blondels Die landwirtschaftlichen Zustände im Deutschen Reiche (1899) und Ronald Ross' Das Malariafieber, dessen Ursache, Verhütung und Behandlung (1904). Von der deutschen Übersetzung Henry Charles Leas Geschichte der Spanischen Inquisition (1911-1912).

Nach dem Ersten Weltkrieg sah Prosper Müllendorff die Zukunft des militärisch entwaffneten Deutschland in der völkerverbindenden Macht einer liberalen Weltwirtschaft. Seine kosmopolitische Einstellung ließ ihn seine Herkunft nicht vergessen: Er hatte auf vielfache Weise Kontakte zu Luxemburg, schrieb u. a. für den Volksboten und trat für die Unabhängigkeit Luxemburgs ein, worauf der Eintrag Luxemburg im Politischen Handlexikon (1921) hinweist. Ungebrochen blieb auch Prosper Müllendorffs Interesse an einem Werk über die Geschichte Luxemburgs im 19. Jahrhundert, wovon Publikationen wie Gedächtnisrede für Seine Königliche Hoheit Großherzog Wilhelm von Luxemburg (1912), Das Großherzogtum Luxemburg unter Wilhelm I. 1815-1840 (1921) und Luxemburg unter Wilhelm II und Wilhelm III. 1840-1889 (1944) zeugen.

Dieser Artikel wurde verfasst von Gast Mannes

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Jahrbuch über die deutschen Kolonien
    Verwendete Namen
    Prosper Müllendorff
  • Titel der Zeitschriften
    Journal de Luxembourg [1884-1887]
    Verwendete Namen
    Prosper Müllendorff
  • Titel der Zeitschriften
    Journal of the African Society
    Verwendete Namen
    Prosper Müllendorff
  • Titel der Zeitschriften
    Kölnische Zeitung / Stadtanzeiger
    Verwendete Namen
    Prosper Müllendorff
  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Zeitung III [1868-1941] / LZ
    Verwendete Namen
    P.M.
  • Titel der Zeitschriften
    Moniteur des Intérêts matériels
    Verwendete Namen
    Prosper Müllendorff
  • Titel der Zeitschriften
    Revue de Belgique
    Verwendete Namen
    Prosper Müllendorff
  • Titel der Zeitschriften
    Volksbote (Der)
    Verwendete Namen
    Prosper Müllendorff

Sekundärliteratur

Zitiernachweis:
Mannes, Gast: Prosper Müllendorff. Unter: , aktualisiert am 10.05.2021, zuletzt eingesehen am .