Wir verwenden essenzielle Cookies, um Ihnen ein besseres Erlebnis auf unserer Website zu gewährleisten. Mehr erfahren

Foto: Jhemp Hoscheit


Foto:
© Philippe Matsas/CNL

Jhemp Hoscheit

Jean-Pierre Hoscheit
Esch/Alzette

Pseudonyme: jh ; j.h.h. ; jh.h.

Jhemp Hoscheit ist der Enkel von Victor Neuens, der Patensohn von Margrit Schuler und ein entfernter Verwandter von Philippe Calon. Er studierte nach dem Abitur 1971 am Lycée de garçons in Esch/Alzette französische Literatur an den Cours universitaires in Luxemburg und von 1972 bis 1975 an der Universität Straßburg. Ab 1975 unterrichtete er am Lycée technique Mathias Adam in Petingen, dann am Lycée de garçons in Esch/Alzette. Er entschied sich bis zu seinem Ruhestand 2016 für einen halben Lehrauftrag, um sich dem Schreiben zu widmen.

Das Werk von Hoscheit lässt sich in die Bereiche Erzählungen, Romane, Gedichte, Kabarett- und Theatertexte und schließlich Kinderbücher einteilen. Er debütierte mit einem Gedichtband in französischer Sprache: Album (1981). Unter seinen Prosawerken sind Erzählungen und Essays wie D'Welt huet 1 001 Steckdousen – E puer Gedankespreng iwwert d'Liesen (1998) zu erwähnen. Mit dem teilweise autobiografischen Roman Perl oder Pica (1998), der die Erlebniswelt eines Escher Zwölfjährigen in den Jahren 1962/63 schildert und in dem Margrit Schuler als Tante aus Amerika auftritt, beginnt Jhemp Hoscheit 1998 eine belletristische Beschreibung der Gesellschaft im Esch/Alzette der 60er Jahre, die er im Nachhinein mit zwei weiteren Romanen zu einer Trilogie ausweitet. Der Roman Aacht Deeg an der Woch (2006) berichtet in diesem Kontext über die von der Beatles-Musik beeinflussten Adoleszenzerfahrungen im Mai 1968. In erzählerischer Chronologie dazwischen liegt der Roman Wootleche Krich (2018), der ein Stimmungsbild des Jahres 1965 entwirft, bei dem vor dem Hintergrund des Kalten Krieges kleine und große Geheimnisse, Gerüchte und ganz persönliche Sinnsuchen den Alltag der Protagonisten bestimmen. Dabei stehen die Themenkomplexe Schuld, Strafe, Recht und Gerechtigkeit im Vordergrund. Diese Themen bestimmen auch den französischsprachigen Roman La Secte de Sisyphe, den Hoscheit im Jahr 2000 in Anlehnung an Albert Camusʼ L'Étranger schreibt. Die Romane Mondelia (2010) und Klangfaarwen (2012) enthalten phantastische Elemente: Zum einen sind es die übernatürlichen, zur Kommunikation befähigenden Kräfte einer Zimmerpflanze, die entscheidend bei der Aufklärung eines Verbrechens helfen. Zum anderen ist es der unerklärlich übersteigerte auditive Sinn des Protagonisten, der es diesem ermöglicht, als Kompensation für den abwesenden Vater, in eine imaginäre Welt zu flüchten. 2022 veröffentlichte Jhemp Hoscheit den Roman Tëschent den Zeilen, der in der Zeit von März bis Juni 2020 während der COVID-Pandemie spielt und Erfahrungen des Lockdowns verarbeitet. Geschildert wird der Alltag einer dreiköpfigen Familie. Dabei liefert die schriftstellerische Tätigkeit des Vaters, dessen Romanprojekt und Gedichte Einzug in Hoscheits Text finden, die Möglichkeit einer Spiegelung der persönlichen Situation der Figuren mit einerseits fiktionalen und andererseits realhistorischen Momenten. In diesen Kontext schreibt sich auch die Auseinandersetzung mit der Querdenker-Bewegung ein, die in Gesprächen des Vaters mit einem Verschwörungstheoretiker thematisiert wird.

Die satirisch geprägte Literatur von Hoscheit beinhaltet des öfteren Wortspiele oder spielerische Texte in der Tradition der Oulipo-Gruppe um Raymond Queneau. In Übereinstimmung mit seinen ökologischen und antimilitaristischen Überzeugungen kritisiert Hoscheit die Unzulänglichkeiten der Welt. Als Mitglied der Lëtzebuerger Kabarets-Entente LKE schrieb er Texte für mehrere Kabarettensembles wie Bëschzeck (Tutti Futti 1983), Cabaret Geoghelli, Cabaret vun der Liewensfrou und, zusammen mit Jemp Schuster, J(h)emp2 (Chlorrosen 1990). Mit dem Anfang 2017 uraufgeführten Jahresrückblick  Sorry fir deen Durcherneen! legte Hoscheit zusammen mit dem Musiker Julien Arpetti das erste eigene abendfüllende Kabarettprogramm vor. 2019 folgte das Programm Märd alors!!!, das einen Blick auf das Jahr 2018 wirft. 2020 präsentierten Hoscheit und Arpetti mit Fréier wor alles… eine satirische Chronik der Jahre 1960 bis 2020. Hoscheit schrieb die Hörspiele D'Arche Joe (1980) und Sens unique (1999) und die Theaterstücke De Prof gët entfouert (1984), Kale Kaffi (1999), Daumentheater (2002) sowie Schwaarz op wäiss (2002).

Hoscheit tritt auch als Kinder- und Jugendbuchautor in Erscheinung. Er ist Autor einer Vielzahl von Kindertheaterstücken wie De Wijhel (1987), Tapis rouge (1999) und Eridania. Eng utopeg Story (2002). Die Bände Op der Rees (1994) und Wat wibbelt do am Schaf? (2005) enthalten erzählende Lyrik, die die kindliche Fantasie stimuliert und überwiegend von Wort- und Sprachspielereien getragen wird. Sprachkreativität kennzeichnet auch die Geschichten aus dem Zirkus Kopplabunz (1992). In Wann d’Déieren Detektiv spillen… (1999) erzählt Hoscheit, wie eine Reihe von Tieren sich auf die abenteuerliche Suche nach dem Menschenkind Lelia macht, der sie ihr Plüschtier, das sie im Zoo verloren hat, zurückbringen wollen. Zodi am Schatofor (2002) imitiert die Âventiuren des mittelalterlichen Artusromans und handelt von einem Ritterschlag auf Umwegen. Die Geschichten in den Sammelbänden Plogeeschter (1996) und Wat wette mer? (2001), deren Sprachwitz bisweilen mit sozialkritischen Tönen gepaart wird, handeln z. B. von den Eltern-Kind-Beziehungen und der kindlichen Schläue oder auch von den modernen Kommunikationsmitteln, dem Umweltschutz und der luxemburgischen Sprache. In der Geschichte Den Eppes (2013) kritisiert Hoscheit das Konsumverhalten der Wegwerfgesellschaft. Der Band wurde 2014 sowohl mit dem Lëtzebuerger Buchpräis in der Kategorie Kinder- und Jugendbuch als auch mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. 2015 veröffentlichte Jhemp Hoscheit mit L’Imagination sein erstes französischsprachiges Kinderbuch. Die Geschichte, die Kinder an die Literatur heranführen soll und die mit Worterläuterungen den Zugang zum Französischen erleichtern will, handelt von einem 12jährigen Mädchen, das die Grenze zwischen Fantasie und Wirklichkeit überschreitet und beschreibt dabei die Macht des Fabulierens. Der Kunstgriff, Kinderliteratur mit pädagogischen Inhalten zu versetzen, bestimmt auch das von Carlo Schneider illustrierte Buch De Schmunzel (2018), in dem eine Gruppe von Waldtieren versucht, einen Astrophysiker zu vertreiben, der den schmunzelnden und mit ungewöhnlichen Fähigkeiten ausgestatteten Meteoriten, den sie im Wald gefunden haben, mitnehmen möchte.

Hoscheit ist Mitarbeiter vieler Zeitungen und Zeitschriften wie Tageblatt, Galerie, Les Cahiers luxembourgeois, d’Lëtzebuerger Land, forum, Lëtzebuerger Almanach und Eis Sprooch (Verein AL). Ins Spanische übersetzte Auszüge von Klangfaarwen erschienen 2010 in abril. Hoscheit veröffentlichte zudem in Anthologien, wie etwa Lëtzebuerg '82/'83 (1983), Intercity (1995), Konterlamonter (2008) oder e-gutenberg (2014).

Jhemp Hoscheit wurde mehrmals bei den Wettbewerben der Actioun Lëtzebuergesch und des LKE-Cabaret-Concours sowie beim Concours littéraire national ausgezeichnet. 1998 erhielt er den Luxemburger Literaturpreis für Mehrsprachigkeit, 1999 den Prix Jean-Lebon für den Roman La secte de Sisyphe, 2001 den zweiten Preis beim Treatments-Wettbewerb des Luxemburger Filmfonds zur Unterstützung audiovisueller Produktionen für Kazebierg und 2002 den ersten Preis des von der UGDA veranstalteten Wettbewerbs Nei Theaterstécker für Schwaarz op wäiss. Der Roman Perl oder Pica wurde 1999 mit dem Servais-Preis, die Romane Aacht Deeg an der Woch und Mondelia 2006 bzw. 2011 mit dem Lëtzebuerger Buchpräis ausgezeichnet. 2020 wurde Jhemp Hoscheit mit dem Prix du mérite culturel de la Ville d’Esch-sur-Alzette ausgezeichnet, der ihm 2021 überreicht wurde. 2023 wurde die Kurzgeschichte Kéipercher mit dem ersten Preis beim Kanner- a Jugendliteraturpräis des SCRIPT ausgezeichnet.

Der Roman Perl oder Pica wurde 2005, mit Hoscheits Sohn Ben als Hauptdarsteller, von Pol Cruchten verfilmt, der dafür 2007 den Prix du Public beim 3. Lëtzebuerger Filmpräis erhielt. Unter dem Titel Kleine Geheimnisse bzw. Petits secrets lief der Film 2008 in deutschen und österreichischen und 2009 in französischen Kinos. Die Entstehungsgeschichte des Films legte Hoscheit in der Chronik Perl oder Pica. Vum Buch zum Film (2009) dar.

Hoscheit ist seit 2002 Mitglied des Institut grand-ducal, Section des arts et lettres. Er war von 1992 bis 2013 Sekretär des 2016 aufgelösten LSV und ist Ehrenmitglied des 2020 gegründeten Schriftstellervebandes A:LL Schrëftsteller*innen.

Dieser Artikel wurde verfasst von Gast Mannes und Nathalie Jacoby

Veröffentlichungen

Sonstige Mitarbeit

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Benny a Jenny
    Verwendete Namen
    Jhemp Hoscheit
  • Titel der Zeitschriften
    Cahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des arts
    Verwendete Namen
    Jhemp Hoscheit
  • Titel der Zeitschriften
    Drauffelter Zeitung
    Verwendete Namen
    Jhemp Hoscheit
  • Titel der Zeitschriften
    Eis Sprooch (Actioun Letzebuergesch)
    Verwendete Namen
    Jhemp Hoscheit
  • Titel der Zeitschriften
    forum. fir kritesch Informatioun iwer Politik, Kultur a Relioun
    Verwendete Namen
    Jhemp Hoscheit
  • Titel der Zeitschriften
    Galerie. Revue culturelle et pédagogique
    Verwendete Namen
    Jhemp Hoscheit
  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Almanach. Red.: Georges Hausemer ; Gestalt.: Heng Ketter
    Verwendete Namen
    Jhemp Hoscheit
  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Land (d') / d'Letzeburger Land / LL. unabhängige Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur
    Verwendete Namen
    Jhemp Hoscheit
    j.h.h.
    jh.h.
  • Titel der Zeitschriften
    Tageblatt / Escher Tageblatt = Journal d'Esch. Zeitung fir Lëtzebuerg
    Verwendete Namen
    Jhemp Hoscheit

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Mitgliedschaft

  • A:LL Schrëftsteller*innen
  • Cabarenert
  • Cercle Comics asbl
  • CNLi - Conseil national du livre
  • Conseil national du livre (CNLi)
  • Institut grand-ducal Section des arts et des lettres
  • Lëtzebuerger Kabaretsentente
  • Liewensfrou Esch - Theaterverein
  • LSV - Lëtzebuerger Schrëftstellerverband [1986-2016]
  • Minettsdapp (De)

Archiv

  • CNL L-0095
Zitiernachweis:
Mannes, Gast/Jacoby, Nathalie: Jhemp Hoscheit. Unter: , aktualisiert am 19.12.2023, zuletzt eingesehen am .