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Claude Mangen

Ettelbrück

Claude Mangen besuchte zunächst die Primärschule in Eschdorf/Heiderscheid, dann das Lycée technique Ettelbruck sowie die École de commerce et de gestion in Luxemburg, die er mit einem Wirtschaftsfachabitur abschloss. Von 1985 bis 1990 absolvierte er eine Theaterausbildung am Luxemburger Musikkonservatorium in Sprecherziehung und Rollenstudium sowie Dramaturgie und Regieunterricht. Von 1984 bis 1985 arbeitete er bei der Fiduciaire générale du Nord in Diekirch und von 1985 bis 1989 als Direktionsattaché des Comptoir des tabacs-Fixmer. Zwischen 1989 und 1993 hatte er Engagements als Schauspieler in Wien und Zürich. Von 1993 bis 2018 war er zunächst Leiter und Programmdirektor der Kulturredaktion, dann Programmkoordinator des soziokulturellen Radios 100,7. Gleichzeitig übernahm er zahlreiche Schauspielrollen an Luxemburger Bühnen und führte Regie. Seit November 2018 ist er Leiter des Merscher Kulturhauses. 1995 gründete er zusammen mit Serge Tonnar die Theatergruppe MASKéNADA. Claude Mangen ist Mitglied des Institut grand-ducal, Sektion Kunst und Literatur.

Claude Mangen schreibt als Theaterregisseur Textcollagen und freie Adaptierungen von bekannten luxemburgischen und ausländischen Theaterstücken, die er auf eigenständige Weise verfremdet und neu interpretiert. Neben der Mehrsprachigkeit dieser Collagen als Ausdruck der Multikulturalität Luxemburgs, wählt Claude Mangen oft ausgefallene Spiel- und Aufführungsorte, die zu seinem Regiekonzept passen. 1984 inszenierte er mit dem Club des Jeunes in Eschdorf sein erstes Theaterstück Um Hougeriicht – eng Moritat a 6 Strofen, das vom Klöppelkrieg handelt. Drei Jahre später wählte er die alte Kirche von Diekirch als Aufführungsort für seine erste Text-Collage, De näischnotzege Bléck am Gesiicht, mit Liedern und Gedichten von Poutty Stein. 1993 trat Claude Mangen zusammen mit Serge Tonnar mit einer die Luxemburger Sprachensituation widerspiegelnden sechssprachigen Klassiker-Collage, Eng Summernight Story, frei nach William Shakespeares A Midsummer Night's Dream und nach Marcel Reulands E Summerdram, auf einer schwimmenden Open-Air-Bühne am Stausee in Insenborn vor das Publikum. Nach der Gründung der Theatertruppe MASKéNADA inszenierte Claude Mangen im Amphitheater Briechkaul bei Berdorf das von Jean-Michel Treinen auf Luxemburgisch übersetzte Theaterstück Mäcbess, nach William Shakespeare. 2002 führte Claude Mangen an der Wiltzer Freilichtbühne das von George Letellier und Serge Tonnar vertonte surrealistische Musical Alice under Ground auf. Es lehnt sich an Alice in Wonderland von Lewis Caroll an und beleuchtet auf kritische Weise Charles Lutwige Dodgsons alias Lewis Carolls Liebe zu der 10jährigen Alice Liddell. 2009 brachte Claude Mangen, in Koproduktion mit dem CNL anlässlich einer Dicks-Ausstellung, die von ihm und seiner Theatertruppe zusammengestellte Textcollage Schold & Schäin zum Leben und Werk von Edmond de la Fontaine auf die Bühne, in der biografische, musikalische und literarische "Textscherben" von Dicks, gespielt von Frédéric Frenay, ineinander verwoben wurden. Ein weiteres in Zusammenarbeit mit dem Centre national de littérature konzipiertes Bühnenstück war die 2020 zum 100. Geburtstag des Autors und Satirikers Pir Kremer vorgestellte Revue Um Staminet, die zusammen mit einer von Pascal Seil konzipierten Ausstellung im Mierscher Kulturhaus gezeigt wurde. An luxemburgischen literarischen Vorbildern orientiert sich auch das Stück Tëschtzwee, das Claude Mangen 2023 mit einer 30-köpfigen Besetzung auf einer Freilichtbühne in Eschdorf inszenierte. Im Mittelpunkt stehen drei junge Frauen, die in den 60er und 70er Jahren, in denen das Dorfleben von großen Veränderungen betroffen ist, einen eigenen Weg suchen. Dabei greift die Handlung neben zeitgeschichtlichen Momenten auch Versatzstücke aus der luxemburgischen Theatergeschichte auf, wie dem Médche vu Götzen und der Schmattlisy von Max Goergen, der Joffer Marie-Madeleine von Josy Imdahl oder auch den Dramen von Pol Greisch.

Claude Mangen inszenierte ebenfalls Theaterstücke wie Destin/Destination : une tragédie von Jean Portante (1998), Messer in Hennen von David Harrower (2001), Op der Kiermes von Marcel Reuland (2005) und Der Kirschgarten von Anton Tschechow (2010) sowie Musicals wie Heute abend: Lola Blau von Georg Kreisler (1998), das an ausgewählten Bahnhöfen aufgeführt wurde, die West Side Story (2000) und die Dreigroschenoper (2007). 2008 realisierte er das Künstlerprojekt Mischa der Fall – Le cas Mischa über den Schweizer Frauenmörder Mischa Ebner, das in Zusammenarbeit mit dem Choreografen Bernard Baumgarten mit Tanz-, Musik- und Toneinlagen sowie Videoinstallationen u.a. auch im Ettelbrücker Centre hospitalier neuropsychiatrique aufgeführt wurde. Zum hundertsten Todestag von Gustav Mahler im Jahre 2011 inszenierte er die Hommage Ich bin der Welt abhanden gekommen. Im Escher Theater vereinte er 2012 in einer Bühnenfassung von Bram Stokers Roman Dracula Theater, Tanz, Musik, Video-Projektionen und Magie zu einer spektakulären Vorführung. Mit der Metal-Oper Kveldulf – Der Abendwolf inszenierte er 2015 auf  der Seebühne von Insenborn ein isländisches Heldenepos, dessen deutscher Text und musikalische Komposition von Jean-Michel Treinen stammen. Im gleichen Jahr führte er im Mierscher Kulturhaus Regie bei dem amerikanischen Musical Call Me Madam von Irving Berlin, 1950 in New York uraufgeführt. Die Handlung des Musicals inspiriert sich an der Geschichte der reichen Witwe Perle Mesta, die 1949 zur amerikanischen Botschafterin in Luxemburg ernannt worden war. 2016 entführte Claude Mangen mit seiner Inszenierung der musikalischen Revue Frou Frou in die Zeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, indem er mit Liedern und Chansons von Schriftstellern wie Poutty Stein, Aristide Bruant und Friedrich Holländer eine Zeitreise durch die europäische Geschichte unternahm.

Als Schauspieler trat er auf in Stücken wie The Elephant Man von Bernard Pomerance (2004), in Engelmann, einem Monolog von André Link über das Leben des Schriftstellers René Engelmann (2005), in Schillers Parasit (2005) und in Endspill (2006), einem Theaterstück von Samuel Beckett, ins Luxemburgische übersetzt von Guy Wagner. Als Regisseur und Schauspieler beteiligte er sich 2012, zusammen mit Mars Klein und Rudi Schubert, an der Kabarettaufführung Adel braucht Tadel.

Dieser Artikel wurde verfasst von Josiane Weber und Nathalie Jacoby

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Eis Sprooch (Actioun Letzebuergesch)
    Verwendete Namen
    Claude Mangen
  • Titel der Zeitschriften
    forum. fir kritesch Informatioun iwer Politik, Kultur a Relioun
    Verwendete Namen
    Claude Mangen

Sekundärliteratur

Mitgliedschaft

  • Institut grand-ducal Section des arts et des lettres
  • MASKéNADA
Zitiernachweis:
Weber, Josiane/Jacoby, Nathalie: Claude Mangen. Unter: , aktualisiert am 27.09.2023, zuletzt eingesehen am .