Joseph Stephany
Joseph Stephany wuchs in Huldingen auf, bevor er von 1935 bis 1939 ein Klosterinternat in Marseille besuchte. Mit der Absicht, Gendarm zu werden, schloss er sich 1940 der luxemburgischen Freiwilligenkompanie (FK) an. Nach der Besetzung Luxemburgs durch die Nationalsozialisten wurde er infolge einer „Umschulung“ in Weimar in die deutschen Polizeiverbände eingegliedert. Im Frühjahr 1941 erfolgte sein Eintritt in die Waffen-SS und im Sommer desselben Jahres nahm er an der Invasion der Sowjetunion teil. Während eines Heimaturlaubs im Juni 1942 nutzte er die Gelegenheit zur Desertion und schloss sich der Lëtzebuerger Patriote Liga (LPL) an. Daraufhin trat er im belgischen Marloie einer Widerstandsgruppe bei, die u. a. Sabotageakte verübte und geflohene sowjetische Zwangsarbeiter unterstützte. Im März 1944 wurde Stephany von der deutschen Feldgendarmerie festgenommen und in verschiedene Haftanstalten, darunter das Gefängnis Fort Zinna in Torgau, überstellt. Bei dessen Evakuierung im April 1945 gelang ihm die Flucht. Nach Kriegsende kehrte er nach Luxemburg zurück, wo er zunächst für ca. drei Jahre als Gendarm tätig war, um anschließend bis zu seiner Pensionierung als Beamter bei der Einregistrierungsverwaltung in Klerf zu arbeiten.
In Zusammenarbeit mit dem Diekircher Musée National d’Histoire Militaire und dem Erinnerungsort Torgau/Stiftung Sächsische Gedenkstätten gab Richard Stephany, Sohn von Joseph Stephany, 2023 den Band Als junger Luxemburger in NS-Haft. Die Tagebücher von Joseph Stephany heraus. Neben den sechs auf Französisch verfassten und ins Deutsche übertragenen Erinnerungsbüchern enthält das Buch eine biografische und historische Einführung von Richard Stephany. Die Aufzeichnungen, welche die Haftzeit vom März 1944 bis zum Mai 1945 dokumentieren, beschreiben insbesondere den Torgauer Gefängnisalltag – Essensrationen, Hygiene, Gespräche mit Mitgefangenen – und spiegeln zugleich die psychische und religiöse Bewältigung der überaus repressiven Haftbedingungen. Als ein Akt innerer Resistenz stellen sie ein zeitgeschichtliches Dokument zur existenziellen Erfahrung politischer Gefangenschaft im Nationalsozialismus dar.
Veröffentlichungen
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Jahr2023
Sekundärliteratur
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Titel Richard Stephany: »Ein junger Luxemburger in NS-Haft«. In: 100komma7.lu, 03.12. 2023 [online].Autor(in) Jean Claude Majerus
Jahr2023 -
Autor(in) Silke Kasten
Jahr2024 -
Autor(in) Silke Kasten
Jahr2024
Fotogalerie
Reuter, Tim: Joseph Stephany. Unter: , aktualisiert am 20.11.2025, zuletzt eingesehen am .