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Foto: Michèle Frank


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© Éditions Phi

Michèle Frank

Châtellerault ()

Der Vater von Michèle Frank, ein französischer Jude deutscher Herkunft, fiel als Soldat im Zweiten Weltkrieg, als sie einen Monat alt war. Während des Krieges flüchtet die Mutter zu den Schwiegereltern in die Gegend der Landes. Nach 1945 zieht sie mit ihrer Tochter zu den Eltern nach Stirling-Wendel, während der Sohn bei den väterlichen Großeltern bleibt. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Forbach und einigen Jahren als Aushilfslehrerin beginnt Michèle Frank ein Studium der französichen Literatur an der Universität Saarbrücken. Nach der Heirat mit einem deutschen Journalisten zieht sie nach Frankfurt/Main, später nach Luxemburg. Von 1970 bis 2000 unterrichtet sie Deutsch und Malerei an der École francophone luxembourgeoise in Walferdingen, deren Leitung sie auch in den letzten Jahren übernimmt. Ab 1986 widmet sie sich der Malerei und unterzeichnet ihre ersten Bilder mit Anaïs. Sie stellt, alleine oder gemeinsam mit ihrem heutigen Ehemann, dem Bildhauer-Konzeptkünstler und Maler René Wiroth, in Luxemburg, der Schweiz, Frankreich, Belgien, Deutschland und New York aus. Verschiedene Seiten ihres gemeinsamen künstlerischen Schaffens werden in den Kunstbüchern L'Or et l'ArgileGold und Lehm (2002) und Correspondances (2009), letzterer enthält vereinzelte Rezensionen und Texte anderer Autoren, sowie im Katalog Arpèges (2015) vorgestellt. Michèle Frank illustrierte auch den Gedichtband Éclatements (2011) ihrer französischen Freundin Simone Cukier.

Das Buch L'Or et l'ArgileGold und Lehm (2002), Untertitel Kunst und Alltag, enthält vor allem zahlreiche Illustrationen der Bilder und Skulpturen von Michèle Frank und René Wiroth. Das Künstlerpaar beschreibt aber auch abwechselnd ihre Begegnung und liefert in eigenen Texten und Briefen Eindrücke aus ihrem Kunstschaffen und Alltag, ihre gegensätzlichen, sich ergänzenden Persönlichkeiten und deren Einfluss auf ihre Werke. Einige von Michèle Franks Texten erscheinen auch auf ihrer Homepage.

Michèle Frank schreibt Romane, von denen einige teilweise autobiografische Elemente enthalten, wie etwa den frühen Verlust des Vaters und eine schwierige Beziehung zur Mutter oder zum ersten bipolaren Ehepartner. Es tauchen auch immer wieder Motive wie Kindheitstraumata des Mannes, Depressionen und Angststörungen auf, begleitet dessen Versuchen diese mittels Alkohols zu lindern, wenn die Medikamente nicht mehr ausreichen. Die Romane schildern die Suche der Personen nach ihrem eigenen Selbst und den Versuch der Selbstbehauptung der Frauenfiguren gegenüber ihren Partnern, der Familie und ihrem Umfeld. Der Sinn des Lebens erschließt sich oft erst durch eine künstlerische Betätigung. Der Text Ressac (2006) thematisiert, ausgehend vom Bild der Brandung (ressac im Französischen), die Wechselwirkung zwischen Zerstörung und Neubeginn aus der Sicht der zentralen Frauenfigur. Blessures sans cicatrices (2019) bietet von der Geschichte her Parallelen zu Ressac, erzählt wird hier aber aus der Männerperspektive. Wieder gibt es ein Hin und Her zwischen Selbstzerstörung, Selbstfindung und Wiederaufbau der Persönlichkeit durch soziales Engagement, Psychoanalyse und Schreiben.

Sarah en clair-obscur (2016), das keinen autobiografischen Hintergrund hat, zeigt das bewegte Leben einer Frau, die als Waise von ihren Großeltern aufgezogen wird, eine Familie gründet, diese für einen faszinierenden, aber gewalttätigen Mann verlässt, den sie erst nach einer überstandenen Brustkrebserkrankung loslassen kann.

Im autobiografischen Text Couleurs de l’intime (2021) schildert Michèle Frank verschiedene Etappen ihrer oft schwierigen Kindheit und Jugend in den Regionen Landes und Lothringen. Sie möchte die Verbindungen herausarbeiten zwischen den Gefühlen, die aus ihrer Vergangenheit heraus erwachsen, und der Stärke ihrer Malerei.

Dieser Artikel wurde verfasst von Nicole Sahl

Veröffentlichungen

Übersetzungen

Sekundärliteratur

Zitiernachweis:
Sahl, Nicole: Michèle Frank. Unter: , aktualisiert am 14.06.2022, zuletzt eingesehen am .