Jean Picard

Jean Picard besuchte das Lycée de garçons in Esch/Alzette. Anschließend studierte er anfangs Ingenieurwissenschaften, später Literaturwissenschaft in Nancy. Bevor er als Journalist für das Tageblatt arbeitete, war er Ersatzlehrer in Beles. Von 1971 bis 2000 arbeitete er beim staatlichen Presse- und Informationsdienst, wo er u. a. für französisch-deutsche Übersetzungen zuständig war und ab 1990 das Fotoarchiv betreute.

Jean Picard war in Selbsthilfegruppen für Alkoholiker engagiert und verhandelte in seinem belletristischen Werk Alkoholismusprobleme. Die als fiktives Tagebuch angelegte Auseinandersetzung mit der Alkoholsucht Hoffnungsschimmer übernimmt eine therapeutische Funktion der Selbstbeobachtung. Der Charakter eines Ratgebers wird auch in den folgenden Romanen aufrechterhalten z. B. in Fesseln, dem ein Anhang mit Erläuterungen und Empfehlungen zur Selbstdiagnose und Therapie folgt. Dieser erschien in erweiterter Fassung unter dem Titel Weg(e) vom Alkohol (1990). In den Romanen, Erzählungen und Gedichten stehen Fragen der Selbstbestimmung und Individualitätsfindung im Mittelpunkt, wobei der Bewältigung sozialer Isolation eine besondere Bedeutung zukommt. Ein weiteres Thema ist die Kritik der sozialen Ungerechtigkeit und der Naturzerstörung.

Jean Picard bedient sich der journalistischen Form der Glosse in seinen Kaleidoskop, Mosaik, Karussell und Jeekereien genannten Sammlungen von Sprüchen, Sentenzen, Aphorismen und Kurzbeiträgen, in denen er politische und soziale Entwicklungen kritisiert oder als Gedankenflaneur Beobachtetes kommentiert. Beiträge erschienen auch in Les Cahiers luxembourgeois. Er war Mitglied des LSV.