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Foto: Albert Borschette


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Albert Borschette

Diekirch Brüssel ()

Albert Borschette wurde während des Zweiten Weltkrieges zwangsrekrutiert und an die russische Front geschickt. Aufgrund einer fingierten Krankheit gelang es ihm zu flüchten und in Luxemburg unterzutauchen. Nach dem Krieg beendete er sein Literaturstudium an den Universitäten Aix-en-Provence, Innsbruck, München und Paris. Auf Betreiben von Außenminister Joseph Bech schlug er eine Diplomatenlaufbahn ein. Seine Karriere als höherer Beamter begann er 1945 im Pressebeirat des Staatsministeriums. Später übte er weitere Ämter in leitenden Funktionen aus: Leiter der luxemburgischen Mission für die französische Besatzungszone in Baden-Baden, Mitglied der luxemburgischen Mission bei der Kontrollkommission der Alliierten in Berlin, ab 1960 Botschaftssekretär in Bonn, dann in Brüssel, schließlich beigeordneter Leiter der luxemburgischen Delegation bei den Verhandlungen zur Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und Euratom. 1958 wurde er zum ersten Ständigen Vertreter des Großherzogtums bei der EWG in Brüssel ernannt und 1970 zum luxemburgischen Mitglied der Europäischen Kommission. Albert Borschette starb an den Folgen eines Hirnschlags, den er im Europäischen Parlament in Straßburg erlitt. Seither trägt ein Konferenzzentrum der Europäischen Union in Brüssel seinen Namen.

Als Literaturkritiker debütierte Albert Borschette 1938 mit einem Artikel über Theodor Storm in Les Cahiers luxembourgeois, wo er für die Rubrik Tribune des jeunes zuständig war. Nach 1945 schrieb er Literaturkritiken in deutscher und französischer Sprache sowie französischsprachige Feuilletons für d'Hémecht – La Patrie und Clarté, die er mit Léon Lefort herausgab, Les Pages de la SELF, Arts et lettres und d'Lëtzebuerger Land. Im Mittelpunkt seiner Literatur und Politik betitelten Essays steht das philosophische Schreiben. Darin untersucht er die Stellungnahmen zu Erziehungsfragen und das politische Engagement von französischen Schriftstellern des 19. und 20. Jahrhunderts.

Albert Borschettes literarisches Werk ist geprägt von den Kriegserlebnissen. Journal russe beschreibt sein Schicksal als Zwangsrekrutierter an der russischen Front, die Evakuierung der besetzten Gebiete und seine Ankunft in einem schlesischen Lazarett. Itinéraires thematisiert sein Leid als unfreiwilliger Soldat in deutscher Uniform und die unmittelbaren Nachkriegsgeschehnisse. Der Text enthält Hinweise auf französische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, insbesondere Sartre, sowie Erinnerungen an Theateraufführungen in europäischen Kulturhauptstädten. Itinéraires soviétiques beschreibt seine späteren Besuche in der Sowjetunion und enthält seine Überlegungen über die Geschichte Russlands seit der Oktoberrevolution. Albert Borschettes einziger Roman Continuez à mourir wurde 1957 mit dem Preis der Société des écrivains luxembourgeois de langue française ausgezeichnet. In der narrativ komplexen Erzählung setzt er luxemburgische Kollaborateure in Szene. Wegen seiner beruflichen Tätigkeit veröffentlichte er nach 1971 keine literarischen Texte mehr. Vier schriftstellerische Projekte blieben unvollendet und unveröffentlicht: die Romane Faillite (1940) und Le Triste Rêve, ein Essay über das Werk von Aldous Huxley und ein zweiter Band von Itinéraires. 1962 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Institut grand-ducal, Section des arts et des lettres.

Dieser Artikel wurde verfasst von Frank Wilhelm

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Arts et lettres. publication de la Section des arts et des lettres de l'Institut grand-ducal
    Verwendete Namen
    Albert Borschette
  • Titel der Zeitschriften
    Cahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des arts
    Verwendete Namen
    Albert Borschette
  • Titel der Zeitschriften
    Clarté (L). Hebdomadaire politique et littéraire
    Verwendete Namen
    Albert Borschette
  • Titel der Zeitschriften
    Hémecht (d') - La Patrie. Erausgi vun der Unio'n vun de Letzeburger Freihêtsorganisatio'nen
    Verwendete Namen
    Albert Borschette
  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Land (d') / d'Letzeburger Land / LL. unabhängige Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur
    Verwendete Namen
    Albert Borschette
  • Titel der Zeitschriften
    Ons Jongen. organe de la ligue des conscrits luxembourgeois réfractaires au service militaire allemand
    Verwendete Namen
    Albert Borschette
  • Titel der Zeitschriften
    Pages de la SELF (Les)
    Verwendete Namen
    Albert Borschette

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Mitgliedschaft

  • Institut grand-ducal Section des arts et des lettres
  • SELF / S.E.L.F. - Société des écrivains luxembourgeois de langue française

Archiv

  • CNL L-082
Zitiernachweis:
Wilhelm, Frank: Albert Borschette. Unter: , aktualisiert am 09.01.2024, zuletzt eingesehen am .