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Stéphan Roelants

Mons ()

Stéphan Roelants besuchte die Grundschule von Colfontaine (1971-1977) und das Athénée royal de Mons (1977-1983), wo er Beiträge in der Zeitschrift Nunc est gaudendum veröffentlichte. Nach einem Journalismus-Studium an der Freien Universität Brüssel, das er 1986 mit einem Bachelor abschloss, besuchte er von 1987 bis 1992 die Faculté Universitaire de Mons, wo er zunächst den Bachelortitel, dann den Mastertitel in angewandten Wirtschaftswissenschaften erwarb. Anschließend widmete er sich der Produktion von Filmen und dem Schreiben von Drehbüchern. Von 1994 bis 1995 arbeitete er in der Filmbranche in London. Nach seiner Rückkehr nach Luxemburg gründete er 1997 das Studio 352 und ein Jahr später die Gesellschaft Mélusine productions. Von 2001 bis 2004 pendelte er beruflich zwischen Los Angeles und Luxemburg hin und her. Seither hat er zahlreiche Dokumentar- und Animationsfilme produziert, darunter Ernest et Célestine im Jahre 2012 und Les Hirondelles de Kaboul im Jahre 2019. 2017 gründete er die Éditions Terres Sombres.

2010 erschien in limitierter Ausgabe Fables de nuit, eine Sammlung von sehr kurzen Geschichten zu Lebensabschnitten, die, zwischen 1985 und 2010, meist von teils intensiven, teils lockeren Liebesverhältnissen bestimmt werden. 2017 kommen Les Secrets du Sombre und Le Jugement dernier bei den Éditions Terres Sombres heraus. Bei Les Secrets du Sombre handelt es sich um eine Reihe von phantastischen Erzählungen, die sich in den 80er Jahren abspielen. In den Kurzgeschichten gerät die Vorstellung der Protagonisten von Normalität und Wahnsinn durch die Konfrontation mit sehr eigenartigen Situationen oder surrealen Bedrohungen ins Wanken. Der Band Le Jugement dernier besteht aus zwei Erzählungen, einer mit dem gleichnamigen Titel und Le Vœu de Nathan. Le Jugement dernier handelt von einem Profikiller, der versucht, aus seiner von Gewalt geprägten Existenz, die durch seine Besessenheit zu einer verhängnisvollen Frau bestimmt wird, zu fliehen, nicht ohne eine letzte rettende Tötung zu planen. Le Vœu de Nathan schildert den Roadtrip eines Mannes, der sich auf der Flucht vor seinem früheren Leben an eine Frau erinnert, die er ein Jahr zuvor verlassen hat, und beschließt, sich wieder bei ihr zu melden, auch wenn es das Ende seines ungebundenen Lebens bedeuten könnte.

2018 wandte Stéphan Roelants sich mit Les Cendres des dieux dem historischen Roman zu. Darin wird das Einzelschicksal eines jungen belgischen Kriegers, der sich, zur Zeit der Eroberung Galliens durch Julius Cäsar, durch Heldentaten hervorheben will, mit dem tragischen und kollektiven Schicksal einer dem Niedergang geweihten Zivilisation verknüpft. Der junge Mann klammert sich an die Weisheit eines Druiden und die Lehren seiner Vorfahren und setzt sich dabei körperlichen und seelischen Verletzungen, dem Opfer seiner Lieben und dem Unverständnis angesichts der Launen der Götter aus. Schließlich muss er sich zusammen mit den keltischen Völkern der römischen Überlegenheit, bei der Taktik sich gegen die überlieferte Tugend des Kampfesmuts durchsetzt, beugen. Historisches spielt auch, wenn auch in anderer Form, im Roman Sang sauvage (2019) eine Rolle. Ein ehemaliger Interpol-Agent reist in die belgische Region Borinage, südwestlich von Mons, um die Fäden seiner Familiengeschichte zu entwirren und den Tod seines Großvaters, der als Mitglied der Résistance in einem KZ ums Leben gekommen ist, aufzuklären. Während seiner Nachforschungen stößt er auf einen Fall, der später auch Verbindungen zu seiner Untersuchung aufweist, bei dem junge Frauen mit perversen Ritualen von einem Psychopathen gefangen gehalten werden. In wechselnden Perspektiven wird die Erzählung immer wieder von kurzen Rückblenden auf das Leben des Großvaters oder von Sequenzen, die sich auf Episoden der Gefangennahme beziehen, unterbrochen.

Im Jahr 2019 entstand in Zusammenarbeit mit dem Musiker Laurent Vichard das Audioalbum Minotaure, zu dem Stéphan Roelants intimistische Texte und Stimme beitrug. Die mythologische Figur des Minotaurus wird darin als Seele verstanden, die, in ihrem Schicksal gefangen, als Metapher des menschlichen Lebens dient, seiner wilden Seite, seiner Wirren und der Fähigkeit des Menschen, über sich selbst hinauszuwachsen. 2022 schreibt der Autor an I fiori persi mit, dem dreisprachigen Prolog (Italienisch, Französisch, Englisch) zum gleichnamigen Film von Fabrizio Maltese, in dem die Rückkehr eines Sohnes zu seinen Eltern in Italien mit dem Beginn der Covid-19-Pandemie zusammenfällt.

Dieser Artikel wurde verfasst von Ludivine Jehin

Veröffentlichungen

Sonstige Mitarbeit

Sekundärliteratur

Zitiernachweis:
Jehin, Ludivine: Stéphan Roelants. Unter: , aktualisiert am 15.12.2023, zuletzt eingesehen am .