Wir verwenden essenzielle Cookies, um Ihnen ein besseres Erlebnis auf unserer Website zu gewährleisten. Mehr erfahren

Foto: Jean Hamilius


Foto:
© Droits réservés/Alle Rechte vorbehalten

Jean Hamilius

Luxemburg

Nach der Primärschule Aldringen besuchte Jean Hamilius das Athenäum, bis er als 16-Jähriger während der deutschen Besatzungszeit zum Luftwaffenhelfer bei der Fliegerabwehr zwangsverpflichtet wurde. Als Mitglied der Resistenzorganisation Unio’n nahm er im Alter von 17 Jahren an der Befreiung Luxemburgs durch die US-Amerikaner  teil. Danach begleitete er als Dolmetscher das 46. Infanterie-Regiment der 5. Panzerdivision nach Deutschland. Nachdem er sein Abitur abgelegt hatte, studierte er von 1946 bis 1950 Wirtschaftslehre an der Solvay Brussels School of Economics and Management der Université libre de Bruxelles und bis 1951 an der Cornell University in Ithaca/USA. Anschließend leistete er in Luxemburg seinen Militärdienst. Seine berufliche Karriere begann Jean Hamilius im Familiengeschäft Maison Lassner am Knuedler. Ab 1952 arbeitete er für kurze Zeit beim Stahlkonzern ARBED in Düdelingen, bevor er, zusammen mit Kollegen, eine eigene Buchhaltungsfirma eröffnete. Als Rechnungs- und Wirtschaftsprüfer gründete und leitete er die Unternehmensberatungen Fiduciaire Générale und Compagnie Fiduciaire sowie Crédit Européen. Im Jahr 1992 war Jean Hamilius Kurator des luxemburgischen Pavillons auf der Weltausstellung in Sevilla.

Seit 1948 engagierte er sich in der Politik, zunächst als Gründungsmitglied der Jeunesse démocrate et libérale, dann im Groupement patriotique et démocratique, dem Vorläufer der Demokratischen Partei, und seit 1968 als Abgeordneter für die Demokratische Partei (DP). Zwischen 1974 und 1977 war er Minister für Ackerbau und Weinbau sowie für Öffentliche Bauten im Kabinett von Gaston Thorn; von 1976 bis 1979 fungierte er als beigeordneter Außenminister. Anschließend wurde er ins Europäische Parlament und in den Gemeinderat der Stadt Luxemburg gewählt.

Neben seiner Tätigkeit in Beruf und Politik war Jean Hamilius ebenfalls als Sportler und Läufer von Kurzstrecken bekannt; er nahm u. a. mit Olympiasieger Josy Barthel in der 4 × 400 Meter-Staffel 1952 an den Olympischen Spielen in Helsinki teil. Er engagierte sich ebenfalls in vielen Ehrenämtern.

2014 publizierte Jean Hamilius seine Memoiren als Reaktion auf die Veröffentlichung des Historikers Vincent Artuso über die Kollaboration in Luxemburg während des Zweiten Weltkrieges. In seinen Erinnerungen schildert Jean Hamilius seine persönlichen Lebenserfahrungen, angefangen mit der deutschen Besatzungszeit und seiner spezifischen Sicht auf die Haltung der Luxemburger während des Zweiten Weltkrieges über seine Studien- und Berufsjahre bis hin zu seiner sportlichen Tätigkeit. Breiten Raum in seinem autobiografischen Werk nimmt die Darstellung seines politischen Engagements ein. Als Zeitzeuge beschreibt er in zahlreichen Anekdoten sowohl seine vielfältigen Arbeiten als Minister, wie z. B. die Errichtung des Jean-Monnet-Gebäudes, der Piscine Olympique und die Polemik um den Bau des Gebäudes für das Sekretariat des Europäischen Parlaments (Groussen und Klengen Kueb), als auch die Personen seines Luxemburger Umfeldes sowie den Kontakt zu ausländischen Persönlichkeiten wie Helmut Schmidt, Valéry Giscard-d’Estaing und Margaret Thatcher. In einem Ausblick entwirft er seine Gedanken zum Luxemburger Staat der Zukunft.

2020 versammelt Jean Hamilius unter dem Titel Au fil des années rund fünfzig seiner größtenteils aus seinem Blog stammenden Artikel, den er 2015 gestartet hat. Diese Reaktionen und Reflexionen, wie der Autor sie nennt, alle mit Datum versehen, setzen sich erneut mit den Arbeiten des Historikers Vincent Artuso über die Besetzung Luxemburgs durch die Nazis an, behandeln aber ebenso Themen, die das gesamte politische Spektrum des Großherzogtums sowohl aus nationaler als auch internationaler Perspektive umspannen.

Dieser Artikel wurde verfasst von Josiane Weber und Claude Bommertz

Veröffentlichungen

Sekundärliteratur

Zitiernachweis:
Weber, Josiane/Bommertz, Claude: Jean Hamilius. Unter: , aktualisiert am 06.10.2022, zuletzt eingesehen am .