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Jean Greisch

Koerich

Nach Sekundarstudien am Lycée de garçons in Luxemburg-Limpertsberg studierte Jean Greisch Philosophie und Theologie in Luxemburg und in Innsbruck, unter anderem bei Karl Rahner. Im Jahre 1969/70 setzte er seine philosophischen Studien am Institut catholique de Paris (ICP) fort, wo er 1985 mit einer Arbeit über Martin Heidegger promoviert wurde. 1989 folgte die Habilitation an der Universität Straßburg. Von 1985 bis 1994 war er Dekan der Philosophischen Fakultät des ICP, wo er den Lehrstuhl für Ontologie und Metaphysik innehatte. Gleichzeitig war er als Enseignant-chercheur am Laboratoire de phénoménologie et d’herméneutique am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) tätig.

Jean Greisch lehrte und forschte im Rahmen von Gastprofessuren in zahlreichen Ländern. So war er u.a. Inhaber des Hans-Georg Gadamer Chair am Boston College, des Kardinal-Mercier-Lehrstuhls der Université catholique de Louvain und des Lehrstuhls für christliche Philosophie an der Villanova University. Von 2009 bis 2012 hatte er die Guardini Professur für Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung an der Humboldt-Universität zu Berlin inne. Auf sie geht das 2020 erschienene Werk Croire. Un parcours de la reconnaissance. Méditations bibliques zurück. Er ist Mitglied des Institut International de Philosophie und des Comité Editorial Paul Ricœur, das den Nachlass des Philosophen verwaltet. Im Jahr 2013 wurde ihm von der Académie française der Prix La Bruyère für sein Werk Du non-autre au tout autre verliehen. 2020 erhielt er den Prix de l’Académie catholique de France für sein Gesamtwerk.

Die Forschungsschwerpunkte von Jean Greisch sind Metaphysik und Ontologie, Phänomenologie und Hermeneutik sowie Religionsphilosophie. Auf diesen Gebieten veröffentlichte er zahlreiche Aufsätze und Bücher. Er machte sich international einen Namen, unter anderem mit seinem dreibändigen Werk Le Buisson ardent et les Lumières de la Raison. L’invention de la philosophie de la religion (Paris, 2002-2004), das 2017 ins Arabische übersetzt wurde, sowie Vivre en philosophant (Paris, 2015) und Rendez-vous avec la vérité (Paris, 2017). Auch übersetzte er Werke von Hans Urs von Balthasar, Romano Guardini, Martin Heidegger, Hans Jonas (seine Übersetzung von Das Prinzip Verantwortung wurde mit dem Prix Gérard de Nerval ausgezeichnet), Wilhelm Schapp und Eugen Rosenstock-Huessy ins Französische sowie von Paul Ricœur ins Deutsche.

Seit 2014 veröffentlicht Jean Greisch, oft unter dem Reihentitel Les histoires de Minerva, la chouette philosophe, kurze Erzählungen in zweisprachigen, ausnahmsweise auch dreisprachigen Ausgaben, in denen neben dem französischen Originaltext eine deutsche, englische, niederländische, spanische oder auch arabische Übersetzung abgedruckt ist. Bei den sich vor allem, aber nicht ausschließlich an Kinder und Heranwachsende wendenden Texten handelt es sich in der Regel um Tiergeschichten, die eine philosophische Dimension besitzen und Einsichten und Lebensweisheiten vermitteln. Die Eule Minerva, die der Reihe den Namen gibt, verweist auf die griechischen und römischen Göttinnen der Weisheit Athena und Minerva. Ihr ist als Gegenfigur die Brieftaube Wiffy als Lieferantin von Tagesinformationen aus der Welt beigesellt. Eine andere Hauptfigur mehrerer Erzählungen ist Bosco der Uhu, Friedensrichter im Schwarzwald. Mehrere Erzählungen sind mittlerweile auch auf USB-Stick in Audioversion beim selben Verleger erhältlich. Die 2020 erschienene Erzählung Hund oder Wolf? Vuki in der Bedrängnis schildert die Identitäts- und Sinnsuche des Schäferhundes Vuki zwischen Hund und Wolf. Im Anhang zur Erzählung findet sich eine Interpretation im Licht der philosophiegeschichtlichen Referenzen, auf die in der Geschichte Bezug genommen wird.

In seinem Aufsatz "Les contes de Minerva la chouette philosophe". Des exercices de philosophie buissonnière legt Jean Greisch die Entstehung und Konzeption der Erzählreihe dar und reflektiert unter Bezugnahme insbesondere auf Walter Benjamins Aufsatz Der Erzähler über die Funktion des Erzählens. Als literarische Referenzen werden in diesem Aufsatz die deutschen und russischen Volksmärchen, die Märchen aus Tausend und einer Nacht sowie die Fabeln Äsops und Jean de La Fontaines erwähnt.

Dieser Artikel wurde verfasst von Pierre Marson

Veröffentlichungen

Übersetzungen

Sekundärliteratur

Zitiernachweis:
Marson, Pierre: Jean Greisch. Unter: , aktualisiert am 12.03.2024, zuletzt eingesehen am .