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Foto: Jérôme Netgen


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Jérôme Netgen

Esch/Alzette

Pseudonyme: Austin Zvergh ; jén ; Pozzo

Nach der Grundschule in Lallingen besuchte Jérôme Netgen das Lycée de garçons in Esch-Alzette. Danach studierte er an der Universität Aix-Marseille (1986-1990) und schloss sein Studium mit einem Magister in Bildender Kunst ab. Von 1991 bis 1994 unterrichtete er als Lehrbeauftragter Kunst in Grund- und Sekundarschulen (im Lycée technique Mathias Adam in Petingen und im Lycée de garçons in Esch). Von 1995 bis 2006 war er als Lektor und Lokalredakteur und dann als Kulturredakteur für das Tageblatt tätig. Im darauffolgenden Jahr schloss er sich dem Team der Kulturfabrik in Esch an und arbeitete als Gestalter von Kulturprogrammen für die Bereiche Theater, Kino, Ausstellungen, Literatur und Dichtung sowie Pädagogik. Er organisierte außerdem Schreibworkshops für Schüler des Enseignement modulaire. Seit 2022 ist er erneut als Lektor beim Tageblatt tätig. In den 1990ern widmete sich Jérôme Netgen zudem der Malerei und nahm an der Jugendbiennale des Théâtre d’Esch teil sowie an einer Ausstellung im Konschthaus Beim Engel in Luxemburg-Stadt. Er beteiligte sich außerdem an Inszenierungen des Kollektivs Independent Little Lies.

Jérôme Netgen schrieb zunächst für das Theater. In seinem 2008 fertiggestellten Stück Mammuthus Exilis, inszeniert von Anne Simon und aufgeführt auf den Bühnen der Kulturfabrik und des CAPE, zeichnet er das ironische Portrait eines verkrachten und desillusionierten Intellektuellen, getrieben von tiefem Pessimismus und Sarkasmus, die er gegenüber dem digitalen Zeitalter und der Gesellschaft, in der er lebt, empfindet. Neben den Einzelschicksalen seiner Protagonisten weist auch der Titel des Stücks auf die Frage nach der Notwendigkeit der Anpassung hin: Mammuthus Exilis ist eine Anspielung auf die Tierart Zwergmammut, die dem Aussterben entkommen ist, indem sie, zurückgezogen auf den Inseln vor Kalifornien, ihre Größe an die neue Umgebung angepasst hat. Nach Mammuthus Exilis schreibt Jérôme Netgen 2009 das Werk Am Schiet vum grousse Bob. Requiem fir eng Kackerlack, das im Rahmen des Steinforter Theaterfestivals in einer Inszenierung von Eva Paulin aufgeführt wurde. In diesem Stück greift der Autor einige der Merkmale von Mammuthus Exilis wieder auf (Ironie und vergangenheitsbezogene Erzählwelt) und enthüllt, vor der Kulisse eines heruntergekommenen Hotels, die vergeblichen Machenschaften einer Gruppe von Individuen, die vom Leben überrollt wurden. 2021 war er neben Claire Thill und Jean Bürlesk einer von drei Autoren, deren Kurztheaterstücke unter dem Titel How to get rich in Luxembourg (Fast) vom anglophonen Theaterkollektiv Collateral Drama auf die Bühne gebracht wurden.

Mit D’Wolleken iwwer Hawaii, einer kurzen Prosaerzählung, veröffentlichte der Autor 2018 eine Art lückenhafte Hommage an die Figur Mats, eine seltsame Persönlichkeit mit 68er-Mentalität, die sich für kurze Zeit einer luxemburgischen Dorfgemeinschaft anschließt. Aus der Perspektive einer Gruppe von Freunden, die den Eigentümlichkeiten des geheimnisvollen Fremden, von dem sie nichts wissen, entgeistert beiwohnen, versucht die Erzählstimme mit Sinn für Humor und einer großen Beobachtungsgabe das Ausmaß von dessen Charisma wiederzugeben. Musikalische und literarische Referenzen laden zum Eintauchen in die Vergangenheit ein, und mit einem melancholischen Unterton widmet sich die Erzählstimme von Anfang an einer bereits vergangenen Zeit. Es fällt ihr schwer, sich Mats’ Anziehungskraft zu entziehen, der über seine kurze Anwesenheit hinaus eine unergründliche Fremdheit und Lebensfülle verkörpert. Die Kürzestgeschichte Der letzte Bus (2023) beschreibt eine Szene in einem Café, wo bei einer Begegnung zweier Männer verschiedene Epochen aufeinandertreffen — auf die Gefahr hin, Hoffnung und Wirklichkeit miteinander zu verwechseln.

Jérôme Netgen übersetzte einige Gedichte von Tom Nisse für die Sammlung Dass ich dich so beschnuppere (2012) sowie Gedichte von Timotéo Sergoï und Caroline Simon für die Sammlung Die Schienbeine der Stadt (2019).

Der Autor veröffentlichte zudem diverse Texte in Zeitschriften (1996 im Kale Bauer, im Fanzine für alternative Musik Understand, in Les Cahiers luxembourgeois und in der österreichischen Revue Podium) und Anthologien wie Iwwer Grenzen (2007) und Saz fir Saz (2010), beide herausgegeben von den Walfer Bicherdeeg.

Darüber hinaus inspirierte ihn seine Liebe zur Musik in den 90er-Jahren zum Schreiben von Texten für Rocksongs der Gruppen Gauged und Sloggy. 2005 beteiligte er sich an dem Sammelwerk D’Rockbuch.

Dieser Artikel wurde verfasst von Ludivine Jehin

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Cahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des arts
    Verwendete Namen
    Jérôme Netgen
  • Titel der Zeitschriften
    Kale Bauer. culture, dog-food & more
    Verwendete Namen
    Austin Zvergh
    Pozzo
  • Titel der Zeitschriften
    kulturissimo. mensuel culturel et socio-politique
    Verwendete Namen
    Jérôme Netgen
  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Land (d') / d'Letzeburger Land / LL. unabhängige Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur
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    Jérôme Netgen
  • Titel der Zeitschriften
    Livres-Bücher. Un supplément du Tageblatt
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    Jérôme Netgen
  • Titel der Zeitschriften
    podium wien
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    Jérôme Netgen
  • Titel der Zeitschriften
    Tageblatt / Escher Tageblatt = Journal d'Esch. Zeitung fir Lëtzebuerg
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    Jérôme Netgen
    jén
  • Titel der Zeitschriften
    transkrit. Revue littéraire - Zeitschrift für Literatur
    Verwendete Namen
    Jérôme Netgen
  • Titel der Zeitschriften
    Trierischer Volksfreund. die grosse Tageszeitung im Westen
    Verwendete Namen
    Jérôme Netgen
  • Titel der Zeitschriften
    woxx (Grénge Spoun). déi aner Wochenzeitung = l’autre hebdomadaire
    Verwendete Namen
    Jérôme Netgen

Sekundärliteratur

Mitgliedschaft

  • Kulturfabrik Esch/Alzette
Zitiernachweis:
Jehin, Ludivine: Jérôme Netgen. Unter: , aktualisiert am 07.03.2024, zuletzt eingesehen am .