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Faiz Softić

Vrbe / Bijelo Polje (damals Jugoslawien, heute Montenegro) ()

Faiz Softić wurde in der Provinz Sandžak geboren, er besuchte in Bijelo Polje die Grundschule (1964-1972) und das technische Gymnasium (1972-1976). Ab 1977 lebte und arbeitete er in Sarajevo, wo er auch von 1980 bis 1985 Agronomie studierte. 1992, beim Ausbruch des Jugoslawienkrieges, wurde er Soldat und half bei der Verteidigung von der Stadt. Nach dem Kriegsende 1995 folgte er seiner Familie nach Luxemburg und pendelt heute zwischen Esch/Alzette und Sarajevo. In Luxemburg ist Faiz Softić engagiert beim CLAE und seit vielen Jahren aktiv beim Salon des Livres et des Cultures. Er ist Mitglied der Association of Writers in Bosnia and Herzegovina und geht u.a. auf Lesereise durch die bosnische Diaspora Europas. Bošnjaci u Luksemburgu (Podgorica 2012) ist ein Portrait der bosnischen Gemeinschaft in Luxemburg. 2019 war Faiz Softić für die redaktionelle Betreuung des Bandes Deset godina udruženja Zavičajni klub „Bihor“ zum zehnjährigen Bestehen des bosnischen Kulturvereins in Luxemburg zuständig.

Faiz Softić arbeitet als freier Schriftsteller und schreibt auf Bosnisch. Schon früh begann er mit dem Schreiben von meist unveröffentlichten Liedern und Gedichten. Gedichte und Prosatexte erschienen in nationalen und internationalen Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien, etwa der Anthologie Žubor na studencu (Bobare 1989), dem Lichtungen Sonderheft Literatur aus Sarajewo (1999) oder Terra Bosna in der Reihe „Europa Erlesen“ (Klagenfurt 2012). Auch seine in Luxemburg geschriebenen Werke erscheinen weiterhin in Bosnien, einige seiner Texte wurden in dortige Schulbücher aufgenommen.

Faiz Softićs literarisches Werk ist nach wie vor geprägt von den Geschichten und der mündlichen Erzähltradtion seiner urspünglichen Heimat Sandžak. Er ist der Autor der Gedichtbände Strašan je zid bez sjene (Angsterregend ist die Mauer ohne Schatten, 1996), Čovjek na rasputici (Mensch am Scheideweg, 2007) und Dok vode teku (Solange die Wasser fließen, 2016), der Romane Pod Kun planinom (Unter dem Berg Kun, 2002), Strah od rodne kuće (Angst vor dem Haus der Geburt, 2006) und Ljudi bez adrese (Menschen ohne Adresse, 2017) sowie der Novellen Čovjek koji kisne (Mensch unter dem Regen, 2007) und Mjesečeve priče (Geschichten des Mondes, 2012). In seinen Werken thematisiert er auf der einen Seite die Schwierigkeiten des menschlichen Daseins, mit Einsamkeit, Schmerz, Trauer, Trennung und Exil, denen Liebe, Freundschaft und die Schönheit der Natur aber auch Kindheitserinnerungen gegenübergestellt werden. Das Leben auf dem Dorf, in der Natur und in der Familie symbolisiert Geborgenheit und Weisheit. Dies ist auch ersichtlich im Roman Pod Kun planinom, der in einem legenden-ähnlichen Aufbau ein Echo von Kindheitserlebnissen rund um eine Wassermühle liefert. Der Text, Sous le mont Kun in der französischen Übersetzung, wurde 2002 mit dem Preis für den besten bosnischen Roman ausgezeichnet. Faiz Softić hat auch ein Drehbuch nach dieser Romanvorlage verfasst. Der in Bosnien spielende Roman Ljudi bez adrese, der 2017 beim Wettbewerb des Verlagsfonds der Föderation Bosnien und Herzegowina ausgezeichnet wurde, erschien 2020 auch in einer deutschen Übersetzung unter dem Titel Menschen ohne Adresse. Thematisiert wird darin in mehreren Erzählsträngen, welchen Einfluss die Traumata des Krieges auch noch nach Jahrzehnten auf die Menschen, ihr Leben, ihre Gefühle und ihre Denkweise haben. 2014 erschienen Vorabauszüge des Textes in Fortsetzungen in Diwan. Softićs 2021 erschienener Roman Noćni čuvar pasa (Der Nachtwächter der Hunde) erzählt die Geschichte eines Menschen, der neben der menschlichen auch die Sprache der Hunde beherrscht und von frühen Jahren an mit ihnen bellend kommuniziert, wobei eine Verbindung zwischen dieser Eigenart und der Tötung neugeborener Welpen durch seinen Vater am Tag seiner Geburt suggeriert wird. In den Begegnungen dieses gesellschaftlich marginalen Menschen mit nicht selten wunderlichen Figuren im Laufe seines Lebensweges entwirft der Roman eine düstere, ans Surreale grenzende und raumzeitlich unbestimmte narrative Welt. Die manchmal archaisierende Erzählweise ist durch Elemente des magischen Realismus geprägt und macht im Ton Anleihen bei der oralen Literatur.

Faiz Softić veröffentlicht Artikel zu und Übersetzungen von Jean Portante in den bosnischen Zeitschriften Luxemburgs Diwan und Bihor und ist Chefredakteur von Bihor. 2019 ist er einer der Mitarbeiter der bosnischen Übersetzung durch Aida Vanovac von Lambert Schlechters Piéton sur la Voie lactée. Er wurde von Selma Hadrović-Schauls vertont.

Dieser Artikel wurde verfasst von Nicole Sahl und Pierre Marson

Veröffentlichungen

Sonstige Mitarbeit

Übersetzungen

Sekundärliteratur

Mitgliedschaft

  • A:LL Schrëftsteller*innen
Zitiernachweis:
Sahl, Nicole/Marson, Pierre: Faiz Softić. Unter: , aktualisiert am 05.06.2023, zuletzt eingesehen am .