Wir verwenden essenzielle Cookies, um Ihnen ein besseres Erlebnis auf unserer Website zu gewährleisten. Mehr erfahren

Foto: Nelly Lecomte


Foto:
© Droits réservés/Alle Rechte vorbehalten

Nelly Lecomte

Luxemburg

Nelly Lecomte besuchte das Lycée Robert-Schuman und das Athenäum in Luxemburg und begann kurzzeitig eine Ausbildung an der Krankenpflegerinnenschule in Brüssel. Anschließend absolvierte sie ein Literaturstudium an der Universität Straßburg, das sie 1991 mit einer Doktorarbeit über den modernen schwarzafrikanischen Roman abschloss. 2019 erwarb sie an der gleichen Universität zusätzlich eine Licence in Ethnologie. Von 1984 bis 1986 unterrichtete sie Französisch an der École normale des filles in Libreville (Gabun). Von 1988 bis 1991 arbeitete sie im Service des sites et monuments in Luxemburg. Seit 1991 unterrichtet sie Französisch an unterschiedlichen Sekundarschulen. Sie lebt zurzeit in Bastogne.

Nelly Lecomte veröffentlicht Literatur- und Kunstkritiken, Artikel über die Luxemburger Architektur und Abhandlungen über luxemburgische und ausländische Schriftsteller und Künstler. Ihre Beiträge zur Literaturkritik erschienen in Kulturzeitschriften in Luxemburg (Galerie und nos cahiers), Belgien (Pollen d'Azur), Frankreich (Dérapages) und Marokko (L'Opinion) sowie in wissenschaftlichen Reihen wie den Études Littéraires Africaines der Universität Metz, im französischsprachigen wissenschaftlichen Online Archiv HAL, in Research in African Literatures der Ohio State University, in Le langage et l'homme des Instituts Marie-Haps in Brüssel und Löwen sowie in Norsud der Universität von Misrata in Libyen. Seit Mitte der 1980er Jahre lieferte sie zudem Beiträge für das Luxemburger Wort. 1997 erschien eine englische Übersetzung ihres politischen Essays über die Europäische Union in der Broschüre Europe - Experience & Expectation der Praemium Erasmianum Stiftung anlässlich der Erasmus-Preisverleihung an Jacques Delors.

Nelly Lecomte ist ebenfalls Übersetzerin. Neben einer Übertragung des Bandes Krak des Chevaliers in Syrien ins Französische (2013) übersetzte sie Texte für den Service des Sites et Monuments Nationaux und für das Kulturministerium. Zwischen 1991 und 1993 war sie an der Ausarbeitung eines Wörterbuchs zu Afrikanismen beteiligt, indem sie die Gabuner Tageszeitung L'union auswertete.

Als Schriftstellerin legte Nelly Lecomte eine Reihe Gedichtbände, Romane und Kurzgeschichtensammlungen vor. Diese handeln vornehmlich von der Kultur und dem magischen Denken der afrikanischen Welt, aber auch von Problemen der westlichen Gesellschaft. Afrika als Thema zieht sich, wie bei Suzon Hedo, als roter Faden durch ihr Werk. Erste Gedichte von Nelly Lecomte erschienen in den 1980er Jahren im Luxemburger Wort und in den Pages de la SELF. Ihre Kurzgeschichten wurden in Kulturzeitschriften wie nos cahiers und Anthologien wie Intercity (1995), Nouvelles du large (2009) oder Poèmes pour nos lendemains (2012) veröffentlicht. Ihre Kurzgeschichte Le calme retrouvé zum Thema Corona Pandemie erschien im April 2020 auf der Plattform Tribune libre des Collège international des Seniors (Harmattan).

1986 erschien ihr erstes Buch, ein dreiteiliges Werk namens L'Androgyne. In der gleichnamigen Geschichte zeichnet die Autorin, inspiriert von der Philosophie Platons, in poetischen Bildern Szenen aus dem Leben der allegorischen Wesen Bios, Bia und Androgyne. Vor einem Hintergrund griechisch-römischer Kultur wendet sie dabei Ideen Platons, wie das Höhlengleichnis, auf unsere moderne Welt an und schließt mit einem Memento Mori an den Leser. Die darauffolgenden Gedichte mit dem Sammeltitel Le jardin des signes greifen in kurzen Szenen anhand von Symbolen wie Meer, Sand und Nacht die vorherigen Themen Unausweichlichkeit des Todes, aber auch Liebe und Lebensbejahung wieder auf. Das letzte Drittel des Buches besteht aus sieben Kurzgeschichten, die einen kritischen Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen, Einsamkeit und Mangel an Empathie in unserer heutigen Gesellschaft werfen und somit einen Bogen spannen von der antiken Welt des ersten Teils zur gegenwärtigen Gesellschaft.

2009 erschien in Nantes der von vier Co-Autoren publizierte Band Nouvelles du large, der sieben Erzählungen von Nelly Lecomte enthält. 2013 fasste die Schriftstellerin ihr Gesamtwerk in dem Gedichtband Le Langage de la terre und der Novellensammlung La station s’appelait Terminus zusammen. 2015 erschien ihre Kindergeschichte über den kleinen Fuchs Ysengrin, der Freundschaft mit Hühnern schließt, in dem Sammelband En mille et un murmures. Dieses Projekt gab der Autorin den Ansporn zu den Tier- und Kindergeschichten in La Griffe de l'ours, die im gleichen Jahr erschienen. Im darauffolgenden Jahr wirft die Schriftstellerin im Roman Entre deux einen Blick auf die Lebensumstände einer jungen Französin, die nach Marokko auswandert. Die Geschichte zeigt die Hauptdarstellerin in ihren Bemühungen, sich in ihrer neuen Umgebung zurecht zu finden. Auch der 2021 erschienene Roman Au-delà des racines thematisiert den gesellschaftlichen Wandel und daraus resultierende Probleme sozialer und geografischer Mobilität. Im Mittelpunkt steht wiederum eine junge Frau, die sich zwischen drei Welten bewegt, ohne in einer davon heimisch werden zu können. Die junge Protagonistin verlässt den väterlichen Bauernhof in den Ardennen, um eine Laufbahn als Gymnasiallehrerin in Brüssel einzuschlagen. Um der Ausweglosigkeit oberflächlicher Beziehungen zu entfliehen, nimmt sie schließlich eine Lehrstelle in Kamerun an. Doch auch hier bleibt ihr Wunsch nach sinnvollen zwischenmenschlichen Kontakten unerfüllt, sie ist in übernommenen Denkstrukturen gefangen und so gelingt es ihr trotz äußerlicher Unabhängigkeit nicht, sich ein erfüllendes Leben aufzubauen. Der Roman enthält zahlreiche Gedichtpassagen auf Französisch und Deutsch, die der Hauptfigur zugeschrieben werden. Der 2023 erschienene Roman Un verre entre frères ist im belgischen Arbeitermilieu angesiedelt. Anhand von Szenen aus dem Leben vier ungleicher erwachsener Geschwister beleuchtet die Autorin familiäre und soziale Verstrickungen innerhalb eines restriktiven, gewaltbereiten und mitleidlosen Umfelds und die Versuche einzelner, diesem Milieu zu entfliehen.

Nelly Lecomte wurde 1989 für ihren Band L'Androgyne mit dem Prix du Mérite littéraire des Club de poésie von Veyrier-du-Lac in Savoyen ausgezeichnet. Ihre Kurzgeschichte Une visite wurde 1992 beim Concours littéraire national prämiert und 1994 in nos cahiers veröffentlicht. 1995 erhielt ihre Erzählung Le Vieux den dritten Preis im Concours littéraire national. Nelly Lecomte war Mitglied des LSV bis zu dessen Auflösung im Jahr 2016, sie ist Mitglied des 2020 gegründeten Schriftstellerverbandes A:LL Schrëftsteller*innen und der Association des écrivains belges de langue française.

Dieser Artikel wurde verfasst von Sandra Schmit und Claude Bommertz

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Dernières nouvelles d'Alsace / DNA. Grand quotidien régional d'information
    Verwendete Namen
    Nelly Lecomte
  • Titel der Zeitschriften
    Galerie. Revue culturelle et pédagogique
    Verwendete Namen
    Nelly Lecomte
  • Titel der Zeitschriften
    Langage et l'Homme (Le). Recherches pluridisciplinaires sur le langage
    Verwendete Namen
    Nelly Lecomte
  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Wort / d'Wort / LW
    Verwendete Namen
    Nelly Lecomte
  • Titel der Zeitschriften
    nos cahiers. Lëtzebuerger Zäitschrëft fir Kultur
    Verwendete Namen
    Nelly Lecomte
  • Titel der Zeitschriften
    Nouvelles Pages de la SELF (Les)
    Verwendete Namen
    Nelly Lecomte
  • Titel der Zeitschriften
    Perspektiv. onofhängeg Zeitung fir Politik, Wirtschaft a Kultur
    Verwendete Namen
    Nelly Lecomte
  • Titel der Zeitschriften
    Pollen d'azur. revue des lettres, arts et des idées dans les deux Luxembourg et en Lorraine
    Verwendete Namen
    Nelly Lecomte
  • Titel der Zeitschriften
    Research in African Literatures
    Verwendete Namen
    Nelly Lecomte
  • Titel der Zeitschriften
    Warte (Die) = Perspectives. Supplément culturel du Wort
    Verwendete Namen
    Nelly Lecomte

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Mitgliedschaft

  • A:LL Schrëftsteller*innen
  • LSV - Lëtzebuerger Schrëftstellerverband [1986-2016]

Archiv

  • CNL AU-103
Zitiernachweis:
Schmit, Sandra/Bommertz, Claude: Nelly Lecomte. Unter: , aktualisiert am 21.02.2024, zuletzt eingesehen am .