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Foto: Marcel Gérard


Foto:
© Wolfgang Osterheld/Collection CNL

Marcel Gérard

Ettelbrück Luxemburg

Pseudonyme: René Clerc ; DOM ; Md. ; M.G. ; mg

Marcel Gérard wuchs in Kleinbettingen auf. Nach dem Abitur 1937 am Athenäum studierte er Latein, Französisch und Philosophie an den Cours supérieurs in Luxemburg, an der Sorbonne und am Institut catholique in Paris, in Louvain und in Innsbruck. Während des Krieges wurde er von den Besatzern nach Deutschland zwangsversetzt, wo er an verschiedenen Gymnasien, u. a. in Köln und Bergheim/Erft, unterrichtete und in Düsseldorf das Staatsexamen ablegte. Von 1943 bis 1945 wurde er nach Schlesien umgesiedelt. Nach seiner Rückkehr nach Luxemburg legte er Ende 1945 sein Doktorat ab und unterrichtete bis zu seiner Pensionierung 1977 Französisch und Latein am Athenäum.

Marcel Gérard schrieb nur in französischer Sprache, er verfasste literaturhistorische Studien und Rezensionen, aber auch selbständig und unselbständig erschienene Chroniken, Gedichte, Kurzerzählungen, einen Roman sowie mehrere philosophische Essays. Ab 1950 erschienen in der Presse Rezensionen, Prosatexte mit philosophischen Überlegungen und Kurzgeschichten sowie Gedichte in Luxemburger Wort, Die Warte-Perspectives, Les Cahiers luxembourgeois, Les Pages de la SELF, Arts et lettres, Academia und nos cahiers. In den 1950er Jahren erschien auch in der Warte u.a. die regelmäßige Rubrik Échos. Er war Mitarbeiter des Bulletins Erwuessebildung vom Info-Video-Center und des Diekircher Pfarrblattes D'Wissbei. Einige seiner Gedichte wurden von Lou Koster vertont.

In seiner Eigenschaft als Kritiker und Literaturhistoriker untersuchte Marcel Gérard die französischsprachige Literaturlandschaft Luxemburgs und veröffentlichte eine Anthologie française du Luxembourg, auch für luxemburgische Gymnasien, sowie die kommentierte Anthologie Le Roman français de chez nous. Als Latinist brachte er in einer zweisprachigen Ausgabe Les Chansons d'amour des Carmina burana heraus, die er aus dem Lateinischen übersetzte und kommentierte. Für eine Aufführung des Ensembles für Alte Musik Tempus est iocundum übertrug er Auszüge aus dem Roman de Fauvel ins heutige Französisch. In nos cahiers erschienen seine Beiträge Inventaire de la littérature luxembourgeoise d'expression française (1989) und Évolution et continuité dans l'œuvre romanesque de Joseph Leydenbach (1992). In Die Warte-Perspectives rezensierte er Werke u.a. von Robert Schaack, Edmond Dune oder Thyra Seillière.

Marcel Gérard schrieb seit den 1950er Jahren Lyrik. In seinem ersten Gedichtband Paroles humaines feierte er das Ideal, das er als verständnisvolle Frau und Komplizin darstellt, das Vertrauen ins Leben und den Glauben an Gott, wobei er auch auf eine zunehmende Lebensmüdigkeit mit 40 Jahren hinwies. Einige Gedichte thematisieren die Zwangsumsiedlung, andere beschreiben die gewohnte Umgebung wie Fels oder gemeinschaftsfördernde Ereignisse wie die Oktav-Wallfahrt. Solche Anregungen sowohl aus allgemeinen als auch aus luxemburgischen Themen finden sich auch in den Bänden Libation und in Poèmes d'hier et aujourd'hui, in denen er an das Schülerleben am Athenäum mitsamt der kleinen Dramen und Rituale wie dem alljährlichen Büchermarkt am Beginn des Schuljahres erinnert. In Poèmes d'après verarbeitet er den Tod seiner krebskranken Frau, der seinen Glauben an die kirchliche Lehre über das Gute und Böse erschütterte. Im Band Pas sans sonner liefert der Autor Überlegungen zum Altern und zu seinem langen Leben, zu Philosophie und Religion und zu den Unzulänglichkeiten der heutigen Gesellschaft.

Marcel Gérards einziger Roman Conveniat erschien zuerst 1981 unter dem Titel Limbes und unter dem Pseudonym René Clerc in nos cahiers. Die Handlung basiert auf dem Ehemaligentreffen seiner Abiturklasse. Der Erzähler zeichnet die fest in der luxemburgischen Gesellschaft verankerten Porträts eines Priester und zweier Professoren. Hierbei stellt er verschiedene Haltungen und Lebensläufe einander gegenüber im Kontext des Zweiten Weltkrieges und seiner Spätfolgen. Die Erzählung beinhaltet autobiografische Elemente sowie reflektierende Passagen über Themen wie die Zweifel und die Dogmen, die heilende Funktion des Schreibens oder die Versuchungen des Fleisches gegenüber den Anforderungen des Absoluten.

Marcel Gérard ist auch der Autor von drei philosophischen Essays: Un autodafé. Un drame de la foi (1998), Et l'homme recréa Dieu (1999) und Pieux mensonges (1999), die er selbst Zyklus rund um den Glauben nennt. Hierin untersucht er die ursprüngliche Aussage der christlichen Nächstenliebe, die von der Bibel vermittelt wird, und stellt ihr eine gewisse Hypokrisie gegenüber, die von der katholischen Kirche ausgeht.

Dieser Artikel wurde verfasst von Frank Wilhelm und Nicole Sahl

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Academia. Mitteilungen aus dem Luxemburger Katholischen Akademiker-Verein
    Verwendete Namen
    Marcel Gérard
  • Titel der Zeitschriften
    APROPO. Athénée Prose Poésie
    Verwendete Namen
    M.G.
    Marcel Gérard
  • Titel der Zeitschriften
    Arts et lettres. publication de la Section des arts et des lettres de l'Institut grand-ducal
    Verwendete Namen
    Marcel Gérard
  • Titel der Zeitschriften
    Cahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des arts
    Verwendete Namen
    Marcel Gérard
  • Titel der Zeitschriften
    Erwuessebildung. bulletin-programme mensuel
    Verwendete Namen
    Marcel Gérard
  • Titel der Zeitschriften
    Journal des professeurs
    Verwendete Namen
    Marcel Gérard
  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Wort / d'Wort / LW
    Verwendete Namen
    Marcel Gérard
  • Titel der Zeitschriften
    nos cahiers. Lëtzebuerger Zäitschrëft fir Kultur
    Verwendete Namen
    René Clerc
    Marcel Gérard
  • Titel der Zeitschriften
    Nouvelles Pages de la SELF (Les)
    Verwendete Namen
    Marcel Gérard
  • Titel der Zeitschriften
    Pages de la SELF (Les)
    Verwendete Namen
    Marcel Gérard
  • Titel der Zeitschriften
    Warte (Die) = Perspectives. Supplément culturel du Wort
    Verwendete Namen
    mg
    DOM
    M.G.
    Md.
  • Titel der Zeitschriften
    Wissbei (D'). Zäitschrëft fir chrëschtlech Gemeinschaft
    Verwendete Namen
    Marcel Gérard

Sekundärliteratur

Mitgliedschaft

  • SELF / S.E.L.F. - Société des écrivains luxembourgeois de langue française

Archiv

  • CNL L-182
Zitiernachweis:
Wilhelm, Frank/Sahl, Nicole: Marcel Gérard. Unter: , aktualisiert am 09.01.2024, zuletzt eingesehen am .