Wir verwenden essenzielle Cookies, um Ihnen ein besseres Erlebnis auf unserer Website zu gewährleisten. Mehr erfahren

Foto: Lucien Czuga


Foto:
© Droits réservés/Alle Rechte vorbehalten

Lucien Czuga

Luxemburg

Pseudonyme: Luga ; Luss

Lucien Czuga besuchte die Grundschule in Luxemburg-Bonneweg und anschließend das hauptstädtische Lycée de garçons. Von 1975-1978 war er Redakteur bei der Firma Euroguide International und anschließend 1979-1980 Journalist beim Lëtzebuerger Journal, wo er u.a. für eine Comicseite verantwortlich war. Ab 1980 arbeitete er abwechselnd für verschiedene luxemburgische Werbeagenturen, darunter auch für COMED, bei der auch John Rech arbeitete. 1987 begann er neben der Arbeit Skripte für Comicbücher zu schreiben und geht dieser Tätigkeit seit 2010 als Freiberufler nach. Seit 2013 rezensiert er zumeist ausländische Neuerscheinungen für den Radiosender RTL Radio Lëtzebuerg.

1986 lernte er Roger Leiner kennen, als er auf der Suche nach einem Zeichner für seine wöchentliche Kolumne in der Zeitschrift Weekend war. Aus dieser ersten Zusammenarbeit heraus entstanden die Comicstrips De Pechert, die den Alltag tölpelhafter Verkehrsüberwachungsbeamter verfolgte. 1987 begann die Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Revue, die damit ihre lange Comictradition fortsetzen konnte, die sie Ende der 1940er Jahren mit den Comics von Pe'l Schlechter begonnen und ab den 1950er Jahren mit den Fortsetzungsgeschichten von Gab Weis weitergeführt hatte. 1986 übernahm Roger Leiner die Karikaturenseite der Revue, für die er bereits ab 1984 gelegentlich gearbeitet hatte. 1987 stieß Lucien Czuga als Autor hinzu und die beiden wandten in Leinereien mat Czugabe gesellschaftspolitischen Themen der Tagesaktualität zu. Mit dem Erscheinen der ersten Déiere-Rubrik im Jahre 1989 hatten Roger Leiner und Lucien Czuga ein Format gefunden, in dem sie visuelle Kalauer und Wortspiele aus dem Tierreich auf unterschiedliche Bereiche des Lebens anwenden konnten. Die Comics aus diesen drei Reihen erschienen zunächst wöchentlich in den jeweiligen Zeitschriften und nach und nach als Sammelbände. 1989 erschien der erste Sammelband Pech fir de Pechert, auf den 1993 und 2002 noch zwei weitere folgten. 2008 erschien ein farbiges Album im Piccoloformat. Die Déire-Rubrik füllt insgesamt acht Sammelbände, die zwischen 1992 und 2017 veröffentlicht wurden. Von Leinereien mat Czugabe erschienen 2003 und 2010 zwei Sammelbände mit ausgewählten Comics. Ab 2013 wurde dieses Schema für das letzte gemeinsame Projekt, Hot Cuisine, auf die kulinarische Welt übertragen. Roger Leiners Sohn Joe Leiner war hier erstmals mit von der Partie.

Ausschlaggebend für den langanhaltenden Erfolg des Duos ist vor allem die Figur des Superjhemp. Die Idee eines luxemburgischen Superhelden geisterte bereits in den 1970er Jahren in Lucien Czugas Kopf herum und mit Roger Leiner fand er einen Zeichner mit dem er sie verwirklichen konnte. So wie die Hauptfigur, der Beamte Charel Kuddel, die Karikatur eines typischen Luxemburgers ist, so verkörpert sein Alter Ego Superjhemp die nationalen Werte, Symbole und Klischees. Die Figur inspiriert sich dabei an Jacques Lob und Marcel Gottliebs (Gotlib) Comicfigur Superdupont, die die französischen Stereotypen in ähnlicher Weise repräsentiert und ins kritische Licht rückt. Die Abenteuer von Superjhemp sind mit dem aktuellen Zeitgeschehen verwurzelt und kommentieren die luxemburgische Gesellschaft mit einer Mischung aus harmlosen Wortspielen und Satire. Zwischen 1987 und 1988 erschien De Superjhemp géint de Bommerléer als Fortsetzungscomic in der Revue und im November 1988 schließlich als Album. Auf dieses Album folgte bis 2014 jährlich ein weiteres Album. Neben den insgesamt 26 Bänden sind noch drei Bände mit Kurzgeschichten und zwei Sammelbände erschienen. Nach dem Abschluss der Superjhemp-Reihe wurden 2013 und 2016 zwei Alben mit Kurzgeschichten über die Kindheitsabenteuer des Superhelden unter dem Titel Littel Superjhemp veröffentlicht. 2008 erschien das Luxusburger Lexikon, das Begriffe aus dem Superjhemp-Universum zusammenträgt und erläutert. 2018 erschien ein von Claude Waringo produzierter Spielfilm über den Superhelden, in dem André Jung, Désirée Nosbusch, Jules Werner und Jean-Paul Maes, unter der Regie von Felix Koch, die Hauptrollen übernahmen. Superjhemp retörns ist mit über 60.000 verkauften Eintrittskarten der erfolgreichste luxemburgische Spielfilm. Der Film wurde 2019 bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin und beim Starring Europe Festival in Los Angeles gezeigt.

Neben Superjhemp arbeiteten Lucien Czuga und Roger Leiner noch an weiteren eigenständigen Alben zusammen. 1991 erzählten sie in dem auf historischen Fakten beruhenden Comic De stolen A die Geschichte des Stahlproduzenten ARBED. 1992 erschien der sozialkritische Comic Jimmy, in dem die Geschichte eines jungen Mannes erzählt wird, der ins Drogenmilieu abrutscht. Das Album Vum Siggy bis bei d’City verstrickt historische Fakten mit einer fiktionalen Rahmengeschichte, um die Geschichte der Stadt Luxemburg zu erzählen. Dieser Comic war 2013 von der Stadt Luxemburg anläßlich des 1050. Gründungsjubiläums der Stadt in Auftrag gegeben worden und erschien 2015 in einer luxemburgischen sowie in einer französischen Fassung.

Obwohl die bekanntesten Alben zusammen mit Roger Leiner entstanden sind, ging Lucien Czuga auch eigenen Projekten nach. 1991 übersetzte er das Album L'Amnésie des Dalton aus Morris’ Lucky Luke Reihe unter dem Titel Wéi d'Daltone kee Verhalt méi haten ins Luxemburgische. In der Anfangsphase des Radiosenders Eldoradio 1991 unterhielt er die Zuschauer in einer täglichen Chronik mit dem Titel Eng Minutt mam Luss. Neben seiner Zusammenarbeit mit Roger Leiner schrieb Lucien Czuga auch Szenarien für andere Comiczeichner, darunter Andy Genen und Pascale Velleine. 2005 erschien der erste Band der Comicbuchreihe De leschte Ritter, der von Andy Genen illustriert wurde und zuvor in der Revue als Fortsetzungscomic erschienen war. Die drei Bände dieses Fantasycomics erzählen eine zusammenhängende Geschichte in der Johann der Blinde nach der Schlacht von Crécy urplötzlich im Luxemburg des 21. Jahrhundert auftaucht und mit Hilfe der Hauptfigur Pedro, dessen Freunden und einem geheimen Bund der Tempelritter versuchen muss, den Weltuntergang zu verhindern. 2022 erschien mit De Ris geet op d’Rees eine weitere Zusammenarbeit mit Andy Genen. Als der Riese des Bettemburger Märchenparks in Folge einer Sonneneruption zum Leben erwacht, muss er feststellen, dass der Däumling, der ihm jahrelang Gesellschaft geleistet hatte verschwunden ist. Auf der Suche nach seinem Gefährten durchstreift der Riese die Gemeinde Bettemburg und begegnet vielen bekannten Gesichtern. Der Comic erschien auf Luxemburgisch, Französisch und Englisch.

Zusammen mit Pascale Velleine veröffentlichte er 2015 und 2016 einen zweibändigen Spionagecomic, in dessen Mittelpunkt ein luxemburgischer Geheimagent names Jamie Blond steht. In An der Klemm zu Jerusalem und Schachmatt zu Zermatt muss dieser ein islamistisches Terrorkomplott um das großherzogliche Paar aufdecken. Die Figur verbindet Elemente von Ian Flemings James Bond und von Jean Bruces Romanfigur OSS 117, wie er in den Spielfilmkomödien von Michel Hazanavicius dargestellt wird. André Kemmer war als Berater an diesem Comic beteiligt.

Für den 2020 erschienenen Comic Fortific(a)tions zur Festungsstadt Luxemburg schuf Lucien Czuga einen Beitrag mit der Comiczeichnerin Pascale Velleine. Der Comic enthält fünf Episoden rund um die Festungsstadt, die in eine, an Joseph Funcks Erzählung Kleines Schicksal inspirierte Rahmenhandlung eingebettet sind. 2022 ist er am Comic Mondorf-les-Bulles beteiligt, in dem Episoden aus der Geschichte Mondorfs und des dortigen Thermalbads erzählt werden.

Lucien Czuga veröffentlichte in den 1970er Jahren kurze Texte in den Nouvelles Pages de la SELF sowie ALP art + littérature + politique und wirkte 1996 an der Theaterrevue mit. Unter dem Titel Ich, alleiniger Sündenbock veröffentlichte Lucien Czuga 2007 ein Buch über den Veruntreuungsskandal in der Briefträgergewerkschaft FSFL aus dem Jahre 2002. Hierin wird die Version der Fakten des Hauptangeklagten Jos Nickts in der Form eines langen Interviews wiedergegeben.

2015 erhielt er zusammen mit Roger Leiner den Lëtzebuerger Buchpräis der Fédération des Éditeurs für sein Lebenswerk.

Dieser Artikel wurde verfasst von Claude Kremer

Veröffentlichungen

Übersetzungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    ALP. art + littérature + politique
    Verwendete Namen
    Lucien Czuga
  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Journal / Letzeburger Journal / Journal / LJ. Politik, Finanzen a Gesellschaft
    Verwendete Namen
    Lucien Czuga
  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Land (d') / d'Letzeburger Land / LL. unabhängige Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur
    Verwendete Namen
    Lucien Czuga
  • Titel der Zeitschriften
    Nouvelles Pages de la SELF (Les)
    Verwendete Namen
    Lucien Czuga
  • Titel der Zeitschriften
    Revue / Lëtzebuerger illustréiert Revue
    Verwendete Namen
    Luss
    Lucien Czuga
  • Titel der Zeitschriften
    Weekend. Freizeittips fürs Wochenende
    Verwendete Namen
    Lucien Czuga

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Mitgliedschaft

  • Cabarenert
  • Cercle Comics asbl
  • D’Frënn vun der 9. Konscht a.s.b.l. = Les amis du 9e art a.s.b.l.
  • Scène libre (Kabaret)

Archiv

  • CNL L-415
Zitiernachweis:
Kremer, Claude: Lucien Czuga. Unter: , aktualisiert am 09.01.2024, zuletzt eingesehen am .