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Foto: Georges Kieffer


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© Rob Kieffer

Georges Kieffer

Luxemburg

Georges Kieffer ist der Bruder von Rob Kieffer. Nach dem Abitur am Lycée Michel Rodange in Luxemburg studierte er Englisch und Kunstgeschichte am Centre universitaire und an der University of Stirling in Schottland. Anschließend wurde er während drei Jahren in Livingen zum Erzieher ausgebildet. Zur gleichen Zeit gab er Abendkurse am Centre de langues in Luxemburg. Seit 1987 ist Georges Kieffer Englischlehrer, zunächst am Lycée Robert Schuman in Luxemburg, ab 1992 am Centre de langues, von 2000 bis 2010 am Lycée technique Mathias Adam in Petingen und seither am Lycée Robert Schuman in Luxemburg. Der Schriftsteller lebt in Mondorf.

Nach dem Tod seines Sohnes rief Georges Kieffer zusammen mit seiner Frau und der Gruppe Initiativ Liewensufank ein Projekt ins Leben, das den Eltern totgeborener Kinder Hilfestellung bietet. Zu diesem Thema erschien 2001 der Bericht Eidel Äerm.

Georges Kieffer schreibt Romane in luxemburgischer Sprache. Sein surrealistisches Erstlingswerk Schierbelen (1998), für das er 1997 ex-aequo mit Georges Hausemer den ersten Preis beim Concours national littéraire erhielt, erzählt die Geschichte eines Schriftstellers, der an seinem Debütroman schreibt und dessen Protagonist sich aus der Geschichte des entstehenden Buches in die reale Welt seines Schöpfers flüchtet und in ihr eine Liebesbeziehung mit dessen Frau beginnt, so dass der Autor sich auf die Suche nach seiner Figur macht. Die auf verschiedenen Erzählebenen angesiedelte Romanhandlung spielt in einer nahen Zukunft, in der Bücherverbrennungen wieder an der Tagesordnung sind und zur Volksbelustigung durchgeführt werden. Georges Kieffer thematisiert sowohl den Schreibprozess an sich als auch den Wert von Kunst und Kultur für den Einzelnen inmitten einer Spaßgesellschaft.

2003 erschien der psychologische Kriminalroman D'Kaya, in dem der Erzähler mit seiner fünfzehnjährigen Tocher in Urlaub fährt, während seine Frau ihn mit ihrem Liebhaber betrügt. An der belgischen Küste wird Kaya von einem Mann entführt, der sich nach dem Unfalltod seines Sohnes an den vermeintlich Schuldigen, u.a. auch an Kayas Vater, rächen will. Die verzweifelte Suche nach Kaya, getragen vom inneren Monolog der Figuren, befasst sich vor allem mit dem seelischen Trauma, das der Verlust eines Kindes auslöst.

Biergop, biergof von 2007 ist ein Roman über die Macht der Medien. In einer sehr nahen Zukunft versucht eine Partei für Alte Leute, durch Traumfernsehen ihren totalitären Machtanspruch zu verwirklichen. Wie in den vorigen Romanen thematisiert das Buch aktuelle Probleme wie Jugendarbeitslosigkeit und Überalterung der Gesellschaft und geht darüber hinaus Fragen über Menschenwürde, den Generationenvertrag und eine sinnvolle Beschäftigung für junge und ältere Menschen nach.

2016 erschien D'Mëtt vum Land, eine Autobiografie, in der sich der Autor vor allem mit Erinnerungen an seinen Vater befasst. Mit den Reminiszenzen verwoben sind Aufzeichnungen des Vaters über Konzerte und andere kulturelle Ereignisse, die er in einer Art Logbuch festhielt. Der dritte Teil des Buches schließlich ist ein Kindertheaterstück, das der Autor während der Krankheit seines Vaters für den Concours littéraire national schrieb.

Im 2020 publizierten Roman Iwwerliewen befasst sich der Autor mit den Themen Kriegsflucht und Ausländerfeindlichkeit, indem er zwei Erzählstränge aus Syrien und Luxemburg miteinander verwebt. Nach dem Tod seines Freundes durch eine Landmine flieht ein junger Zeichner aus Damaskus und erreicht nach einer wundersamen Irrfahrt über das Mittelmeer Frankreich, von wo aus er eher zufällig nach Luxemburg gerät. In seinem Lebenslauf finden sich Parallelen zu dem Waisenjungen Romain, der sich unterdessen in Luxemburg auf das Abitur vorbereitet und der in der kämpferischen Fiona, die sich gegen Ausländerfeindlichkeit einsetzt, seine erste Liebe findet. Der Roman nutzt surrealistische Elemente wie das Gespräch zwischen zwei Weinbergschnecken und intermediale Bezüge, vor allem zu Titeln der englischen Rockgruppe The Smiths, um Themen wie Bedrohungswahrnehmung, Mut und Feindbildaufbau zu beleuchten. Das titelgebende Motiv Iwwerliewen widmet sich dem Lebensdrang, Sicherheits- und Liebesbedürfnis aller Lebewesen und spannt dabei den Bogen vom Bürgerkrieg über Xenophobie zu freier Meinungsäußerung und Selbstbestimmung.

Die Anthologie Fresh from the fountain (2018) enthält eine englischsprachige Kurzgeschichte von Kieffer, welche die Gedanken eines behinderten Museumswärters nachzeichnet.

Dieser Artikel wurde verfasst von Sandra Schmit

Veröffentlichungen

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Zitiernachweis:
Schmit, Sandra: Georges Kieffer. Unter: , aktualisiert am 15.12.2023, zuletzt eingesehen am .