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Foto: Jean Aimé Stoll


Foto:
© Collection CNL

Jean Aimé Stoll

Aimé Stoll ; J. Aimé Stoll ; J.A. Stoll ; Jean A. Stoll ; Jean-Aimé Stoll
Hemstal Bad Mondorf

Pseudonyme: A.S. ; J.A.S. ; Pierre Lefèvre ; Julien Legrand ; Jean-Jules Manet ; J.J. Manet ; André Simon ; Jean Thierry

Jean Aimé Stoll ist der Onkel von Martine Schoellen und von Renée Stoll. Er besuchte die Grundschule in Hemstal, das Gymnasium in Echternach und anschließend, bis 1941, die Lehrernormalschule in Diekirch. Ab 1940 engagierte er sich mit seinen Klassenkameraden Raymond Petit und Erny Gillen in der Widerstandsbewegung LPL, Letzeburger Patriote Liga. Er war dort aktiv bis zu seiner Zwangsrekrutierung zum Reicharbeitsdienst nach Polen, dann zur Wehrmacht. Am 1. Mai 1944 konnte er von seinem damaligen Standort Danzig aus der Wehrmacht fliehen. Er versteckte sich zuerst in Bourscheid, dann in Woluwe-Saint-Lambert, wo er für das Nicodème Netz des englisch-belgischen Nachrichtendienstes arbeitete. Nach der Befreiung von Brüssel (4.9.1944) zog er nach London, wo er für den amerikanischen CIC tätig war. In der Resistenz gebrauchte er die Decknamen Jean-Jules Manet, Julien Legrand und André Simon. Nach dem Krieg kehrte Stoll nach Luxemburg zurück, wo er 1945 das Abitur am Athenäum machte. 1946 erhielt er im englischen Sandhurst eine militärische Ausbildung und wurde im gleichen Jahr, zusammen mit Raymond Thevenin, Georges Schommer und anderen Pfadfindern, beim englischen König empfangen. Bis 1948 war er Offizier der luxemburgischen Nachkriegsarmee in Walferdingen.

1948 begann Jean Aimé Stoll eine internationale Beamtenlaufbahn mit einem sechsmonatigen Studienpraktikum in Lake Success, NY, dem provisorischen Sitz der Vereinten Nationen. Die folgenden beruflichen Etappen waren bei der Unesco in Paris (1949-1955), dann bei der Internationalen Gesundheitsorganisation OMS in Genf (1955-1957), in Kopenhagen (1957-1961) und schließlich in Bogota, Kolumbien (1962-1963), wo er zum stellvertretenden Leiter einer Mission zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit der UNO ernannt wurde. 1963 kehrte Jean Aimé Stoll nach Luxemburg zurück, er kümmerte sich bis 1986 um die Öffentlichkeitsarbeit des Europäischen Gerichtshofs, bevor er zum Europäischen Rechnungshof wechselte. Er ging 1989/90 als Abteilungsleiter der Finanzkontrolle in Rente.

Parallel zu seiner Arbeit studierte er Jura und promovierte 1961 in Genf am Institut de hautes études internationales et du développement über internationales Recht. Die Dissertation erschien unter dem Titel L'Application et l'Interprétation du droit interne par les juridictions internationales (Brüssel 1962). Später unterrichtete er auch als Gastdozent internationales Recht an der Universität Strasbourg. Er machte daneben eine Ausbildung zum Dolmetscher und Übersetzer am London Institute for Linguistics und war vereidigter Übersetzer vor Gericht. Er veröffentlichte zahlreiche Studien zum internationalen Recht und zu Südamerika, etwa Les Principes généraux de droit comme source du droit international (Luxembourg 1962), L'Étiologie de la « violencia » colombienne (Paris 1969) oder Quelques aspects internationaux de la réforme agraire en Colombie. Zwischen 1972 und 1978 verfasste er die regelmäßige Rubrik European Law Report in der Londoner Times.

In Rappel veröffentlichte Jean Aimé Stoll Artikel, u. a. über seinen Kriegs- und Resistenzkameraden Raymond Petit. Unter dem Decknamen Jean Thierry sowie unter seinem richtigen Namen war er zwischen 1954 und 1990 regelmäßiger Beiträger der Wochenzeitschrift d'Lëtzebuerger Land.

Jean Aimé Stolls literarische Texte erschienen unter dem Pseudonym Pierre Lefèvre, das er einem Vorfahren mütterlicherseits entlieh. Dieser war Offizier bei der Grande Armée und sein von Bonaparte unterzeichnetes Beglaubigungsschreiben wird im Familienarchiv verwahrt. Jugenderinnerungen von Jean Aimé Stoll fließen ein in den Roman Le Concerto Jeunehomme, dieser ist jedoch nicht autobiografisch. Später übersetzte er selbst den Text ins Englische. Der Roman verbindet eine Liebesintrige mit einer Spionagegeschichte und Kriegshandlungen, wobei Mozarts gleichnamiges Klavierkonzert als Geheimcode zwischen London und der Widerstandsbewegung in Luxemburg dient. Jean Aimé Stoll beschreibt die luxemburgische Studentenschaft der Vorkriegszeit mit ihren Freizeitbeschäftigungen und kulturellen Vorlieben sowie das Schicksal der luxemburgischen Flüchtlinge in London und deren Engagement in den Weltkrieg auf Seiten der Alliierten. Die Rahmenhandlung zeigt den Protagonisten, der später in Wirtschaftskriminalität verstrickt wird, von einer weniger angenehmen Seite. Stoll verfasste auch eine literarische Studie zu den beiden Autorenklassikern Cervantes and Shakespeare.

Dieser Artikel wurde verfasst von Frank Wilhelm und Nicole Sahl

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Land (d') / d'Letzeburger Land / LL. unabhängige Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur
    Verwendete Namen
    J. Aimé Stoll
    Jean Thierry
  • Titel der Zeitschriften
    Rappel. Organ vun der L.P.P.D. = organe de la Ligue luxembourgeoise des prisonniers et déportés politiques
    Verwendete Namen
    J.A.S.
    Aimé Stoll
    A.S.

Sekundärliteratur

Zitiernachweis:
Wilhelm, Frank/Sahl, Nicole: Jean Aimé Stoll. Unter: , aktualisiert am 14.06.2022, zuletzt eingesehen am .