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Foto: René Welter


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© Collection CNL

René Welter

Esch/Alzette

René Welter wuchs in Düdelingen auf, besuchte das Lycée de garçons in Esch/Alzette und studierte von 1972 bis 1976 Romanistik am Centre universitaire de Luxembourg und an der Universität Nancy, wo er mit einer Arbeit über Paul Éluard promovierte. Er unterrichtete am Lycée Michel Rodange in Luxemburg und am Lycée technique Nic Biever in Düdelingen und nahm Lehraufträge an den Universitäten Metz und Saarbrücken wahr. Seit 1983 lehrt René Welter am Centre universitaire de Luxembourg, heute Université du Luxembourg. Dort organisiert er seit 2006 die Journée à mots ouverts.

Welter ist Schulbuchautor, Literaturwissenschaftler und Schriftsteller. Für das Fach Connaissance du monde contemporain beteiligte er sich an der Ausarbeitung von Schulbüchern. In der Reihe Études romanes des Centre universitaire veröffentlichte er literaturwissenschaftliche Arbeiten über Jean Malrieu, Andrée Chedid, Gaspard Hons, Marcel Migozzi und René Char.

René Welter ist Dichter. Seit 1976 hat er über dreißig Bücher in Luxemburg, Frankreich, Belgien und Deutschland veröffentlicht. Sein Werk stellt politisches Engagement und das Hinterfragen der gegenwärtigen Machtverhältnisse in den Fokus. Als Mitglied des Autorenkollektivs Germinal veröffentlicht Welter mit Phil Sarca Il pleure sur Santiago… capital de la terreur (1977), eine Streitschrift gegen die Pinochet-Diktatur und für die chilenische Bevölkerung. Seine Veröffentlichungen aus den 1970er und 1980er Jahren (Bonheur barbeléOnze poèmes d’amour à contre-jougViolente Volonté de survivre, À la recherche des racines …) zeichnen sich durch ihre geistige Nähe zu Dichtern wie Pablo Neruda, Paul Éluard, René Char und Paul Celan aus. In seinen Werken stellt sich Welter allen Formen der Unterdrückung und Freiheitsbeschränkung entgegen. In ihrer Prägnanz und Schärfe einem Manifest nicht unähnlich, sind seine Gedichte durch den Ausdruck der Empörung (u. a. über den Genozid in Kambodscha oder die Katastrophe von Hiroshima und Nagasaki) und der Solidarität mit Widerstandsbewegungen (wie z. B. der Nelkenrevolution in Portugal) geprägt. Welter verurteilt das Gefängniswesen, die Schattenseiten des Kapitalismus und Umweltverbrechen (z. B. die Verschmutzung durch fossile Ressourcen oder Atomenergie) – eine revolutionäre Geste, mit der er sich für die Verteidigung der Menschenwürde einsetzt. Seine Texte sind Anklagen und brechen das Schweigen im Namen der Unterdrückten; in zarteren und sinnlicheren Versen scheint jedoch auch eine Zelebration der Liebe und die Hoffnung auf ein friedliches Einvernehmen zwischen den Menschen durch. Seine Veröffentlichungen aus den 1990er und 2000er Jahren handeln weiterhin von Widerstand, sind aber zunehmend nüchtern und nachdenklich. On écrit toujours les mains nues (1993), Levée à la main (1995), Signe de la main (1995) und auch Feuillets de plomb. [suivi de] À main courante (2009) räumen dem Motiv der Hand als Werkzeug, mit dem verschiedene Materialien bearbeitet werden können, eine zentrale Rolle ein – in Un mot à la limite ist es die Sprache mittels der Schrift. Welters Schreiben wird nunmehr von einer intensiveren Reflexion über das Erinnern und die Zeit begleitet (La Mémoire du boisSilence mémoriel). Mit Silence sarcophage (1992) erhält, wie der Titel bereits andeutet, der Tod als Thema Einzug in sein Schaffen. Der 2018 erschienene und gemeinsam mit dem Schriftsteller Marcel Migozzi verfasste Band Célébrer vivre steht im Zeichen der Freundschaft und des Austauschs und bietet einen Gegenentwurf zum düsteren Weltbefund.

Ab 1992 veröffentlicht René Welter mehrere Künstlerbücher: Le Cycle du Pavot, ou le faire-part du feu ouvert à deux mains (1992), visage palimpseste (1994) und à main courante (2008) mit Dacos, Contre l'arbre de Judée (1994) mit Serge Plagnol, Signe de la main (1995) mit Gaspard Hons und Roger BertemesIch bin (2002) mit Katarzyna Lewandowska, Mots limites pour 199 feuilles/Grenzworte für 199 Blätter (2005) mit Ines Müller, Derrière les visages (2002) und Feuillets de plomb/Bleiblätter (2008) mit Wol Müller sowie Célébrer vivre (2019) mit Mouna Ikhlassy. 

Zudem verfasste er Beiträge für zwei Fotobände mit Bildern aus Luxemburg, Gedichten und Texten zu historischen Entwicklungen: Eist Land (1986) mit Marc Theis und Minette à ciel ouvert mit Guy Conrady und Lucien Blau.

Zahlreiche seiner Gedichte wurden in der von Joseph Ouaknine und Laurent Fels herausgegebenen Reihe Cahiers de poésie (Frankreich) veröffentlicht. Seine Gedichte sind ebenfalls in den Zeitschriften Sud, Autre Sud, Action poétique, Le Journal des poètes, Le mensuel poétique et littéraire, Das Gedicht, Livres-Bücher und Kulturissimo erschienen. Einige wurden zudem in Anthologien wie Virum wäisse Blat (2003), Am anderen Ende der Lichtung (2010), Jours enfantins au royaume du Luxembourg (2010) und Lignes de partage (2021) publiziert.

Seine Gedichte wurden von Janine Goedert ins Englische und von Rüdiger Fischer, Yves Schmartz und Jean-Michel Treinen ins Deutsche übersetzt. Übersetzungen ins Spanische von José Vincenten Solana erschienen 2010 in der Literaturzeitschrift abril.

Unveröffentlicht ist das Theaterstück in luxemburgischer Sprache Blei-spill.

1986 gründete er gemeinsam mit Émile Hemmen und Nic Klecker die Zeitschrift Estuaires, deren Chefredakteur er bis zur letzten Ausgabe im Jahr 2002 blieb. Er war zudem einer der Leiter des gleichnamigen Verlagshauses.

Der Autor nahm wiederholt an den Mondorfer Dichtertagen, den Abenden der Poesie in Struga und an den Biennalen in Knokke-le-Zoute und Lüttich teil.

2017 eröffnete er gemeinsam mit Jamil Haddad und Remy Berchem die Galerie 39, einen Ort der Kunst und des Austauschs in einem alten Bauernhof in Düdelingen-Büringen.

Er war Mitglied des LSV bis zu dessen Auflösung im Jahre 2016.

Dieser Artikel wurde verfasst von Germaine Goetzinger und Ludivine Jehin

Veröffentlichungen

Sonstige Mitarbeit

Übersetzungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Action poétique. Revue trimestrielle
    Verwendete Namen
    René Welter
  • Titel der Zeitschriften
    Cahiers de Poésie (Les). Collection dirigée par Joseph Ouaknine et Laurent Fels
    Verwendete Namen
    René Welter
  • Titel der Zeitschriften
    Cahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des arts
    Verwendete Namen
    René Welter
  • Titel der Zeitschriften
    Estuaires. Revue culturelle
    Verwendete Namen
    René Welter
  • Titel der Zeitschriften
    Gedicht (Das). Zeitschrift für Lyrik, Essay und Kritik
    Verwendete Namen
    René Welter
  • Titel der Zeitschriften
    Journal des poètes (Le)
    Verwendete Namen
    René Welter
  • Titel der Zeitschriften
    kulturissimo. mensuel culturel et socio-politique
    Verwendete Namen
    René Welter
  • Titel der Zeitschriften
    Livres-Bücher. Un supplément du Tageblatt
    Verwendete Namen
    René Welter
  • Titel der Zeitschriften
    Nouvelles Pages de la SELF (Les)
    Verwendete Namen
    René Welter
  • Titel der Zeitschriften
    Temps parallèle (Le)
    Verwendete Namen
    René Welter
  • Titel der Zeitschriften
    Traversées. Revue littéraire trimestrielle
    Verwendete Namen
    René Welter

Sekundärliteratur

Mitgliedschaft

  • CNLi - Conseil national du livre
  • Conseil national du livre (CNLi)
  • Institut grand-ducal Section des arts et des lettres
  • LSV - Lëtzebuerger Schrëftstellerverband [1986-2016]
  • Mondorfer Dichtertage

Archiv

  • CNL L-0217
Zitiernachweis:
Goetzinger, Germaine/Jehin, Ludivine: René Welter. Unter: , aktualisiert am 06.12.2023, zuletzt eingesehen am .