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Foto: Jean-Baptiste Merkels


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Jean-Baptiste Merkels

John B. Merkels
Hollerich (damals Gemeinde Hollerich) Chicago, IL ()

Pseudonyme: Germain ; J.B.M. ; Julius

Jean-Baptiste Merkels besuchte bis zur Sekunda das Athenäum. Anschließend arbeitete er kurzzeitig in der Staatsverwaltung und bei verschiedenen Betrieben im In- und Ausland, bevor er 1889 in die USA auswanderte. Von Pittsburgh aus unternahm er 1890 eine Reise an die Pazifikküste und weilte sechs Monate lang in San Francisco. Nach seiner Rückkehr arbeitete er zunächst beim Königlich Belgischen Consul-Agenten in Pittsburgh, kehrte im Frühjahr 1892 auf ein paar Wochen nach Luxemburg zurück und emigrierte schließlich nach Chicago, wo er zunächst bei der Weltausstellungsgesellschaft und von 1894 bis 1927 bei der Post, zuletzt als Unterbürovorsteher arbeitete. Zugleich war er seit 1922 luxemburgischer Vizekonsul, ein Posten, um den sich auch Nicolas Gonner beworben hatte und den Jean-Baptiste Merkels nach dem Ersten Weltkrieg nachdrücklich und mehrfach in Gedichten bei der Luxemburger Regierung als Belohnung für das patriotische Engagement der Auswanderer in Übersee eingefordert hatte. Jean-Baptiste Merkels kümmerte sich in diesem Amt um die Verbesserung der Lebensumstände vieler Einwanderer und war Mitglied der luxemburgischen Handelskammer in Chicago.

Befreundet mit Joseph Winandy, Gründungsmitglied des Dramatischen Clubs des Bruderbundes in Amerika, gehörte Jean-Baptiste Merkels zusammen mit Nicholas Gonner, Nicolas-Édouard Becker und Jean-Baptiste Nau zu den schriftstellernden Amerika-Luxemburgern. Hatte er bereits in der Luxemburger Post, 1883 in Le Petit Messin (unter dem Pseudonym Germain) und 1885 in der Escher Volks-Zeitung (unter dem Pseudonym Julius) Erzählungen und Gedichte veröffentlicht, schrieb er in den USA Gedichte in luxemburgischer, deutscher und englischer Sprache in den amerika-luxemburgischen Publikationsorganen: Luxemburger News (Dubuque, Iowa), Francisco Abendpost, Luxemburger Post (Chicago) und Alleghenier Sonntagsbote. Wie seine Freunde verfasste auch Jean-Baptiste Merkels seine Gedichte in der etymologischen Rechtschreibung Peter Kleins (Die Sprache der Luxemburger).

Bereits 1892 schrieb er im Anschluss an seine Reise nach Kalifornien, wo er sich mit Goldgräbern aus den 60er Jahren traf, seine Bunten Skizzen aus Californien, die er in der Luxemburger Zeitung und als Skizzen im Zick-Zack in der Freien Presse veröffentlichte. In diesen Reportagen schildert er den Eisenbahnbau und die Geschichte des Goldrauschs. Im Hauptwerk, dem Gedichtband Blummen aus Amerika, dessen Titel eine Referenz auf die Anthologie Prairieblummen von Nicholas Gonners darstellt, hob Jean-Baptiste Merkels den Stellenwert der luxemburgischen Sprache hervor, die als kulturelles Band zwischen Thron und Volk die nationale Identität begründe. Der Royalist Jean-Baptiste Merkels feierte die Geburt des Erbgroßherzogs Jean als Geschenk an die Nation. Die dem Selbstverständnis des Dichters nach patriotischen Gedichte, die zwischen 1895 und 1921 entstanden, thematisieren die Unabhängigkeit des Großherzogtums, vor allem in Krisenzeiten wie im Ersten Weltkrieg. Im Sinne einer operativen Lyrik versuchte er, die Amerika-Luxemburger zu mobilisieren und die amerikanische Bevölkerung in etwa 20 englischsprachigen Gedichten über die politische Situation in Europa aufzuklären. Ein Beispiel dafür ist der Pastiche De Preiß huet Letzeburg gestuel auf die Melodie der Nationalhymne, den er in einer Auflage von 500 Stück auf Jahrmärkten, insbesondere der Schobermesse in Chicago, verteilte. Sogar an Präsident Wilson schickte er das Gedicht Uncle Sam, Free Little Luxembourg, in dem Jean-Baptiste Merkels die USA um ein Friedensprotektorat und militärischen Schutz bat.

Nach dem Tod seiner Frau widmete er ihr den Band Aus dem Alltagsleben, der private Gedichte der Trauer, des Leids und der Erinnerung enthält.

Jean-Baptiste Merkels, der die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, war Mitglied des Luxemburger Dicks-Männerchors in Chicago, des Luxemburger Bruderbundes von Amerika, der sich mit ersterem 1905 zum Luxemburger Sängerbund von Chicago zusammenschloss, sowie der Letzeburger Nationalunio'n und verstand sich als Vermittler der luxemburgischen Sprache und Literatur. Er schrieb für das aus Anlass der Schobermesse in Chicago erscheinende Jahrbuch regelmäßig Gedichte und Reportagen und organisierte Gesangs- und Spielabende, in denen Gedichte und Theaterstücke aus der Heimat vorgestellt wurden. Da er öfter nach Luxemburg auf Besuch kam, konnte er die zeitgenössische Literatur von Dicks, N.S. Pierret, Josy Imdahl und André Duchscher in die neue Heimat vermitteln. Einige seiner Gedichte wurden von Pol Albrecht, Jean Freilinger und Victor Goldschmitt vertont.

Dieser Artikel wurde verfasst von Claude D. Conter

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Alleghenier Sonntagsbote
    Verwendete Namen
    Jean-Baptiste Merkels
  • Titel der Zeitschriften
    Escher Volks-Zeitung
    Verwendete Namen
    Jean-Baptiste Merkels
    Julius
  • Titel der Zeitschriften
    Francisco Abendpost
    Verwendete Namen
    Jean-Baptiste Merkels
  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Freie Presse
    Verwendete Namen
    Jean-Baptiste Merkels
  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger News
    Verwendete Namen
    Jean-Baptiste Merkels
  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Post [Chicago]
    Verwendete Namen
    J.B.M.
    Jean-Baptiste Merkels
  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Zeitung III [1868-1941] / LZ
    Verwendete Namen
    Jean-Baptiste Merkels
  • Titel der Zeitschriften
    Petit Messin (Le). écho du pays lorrain
    Verwendete Namen
    Germain
    Jean-Baptiste Merkels

Sekundärliteratur

Mitgliedschaft

  • Luxemburger Brotherhood of America
  • Nationalunio'n - Letzeburger Nationalunio'n

Archiv

  • BnL Ms 615
Zitiernachweis:
Conter, Claude D.: Jean-Baptiste Merkels. Unter: , aktualisiert am 07.06.2023, zuletzt eingesehen am .