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Foto: André Duchscher


Foto:

André Duchscher

Ändréi Duchscher ; Andreas Duchscherer [geb.]
Esch/Sauer Wecker

Pseudonyme: Aendre'i ; Ed. Ph. Félix

André Duchscher war Sohn eines Schmiedes und der Vater von Max Duchscher. In Echternach besuchte er die Primärschule und von 1852 bis 1854 die Industrie- und Handelsschule. 1854 trat er als Lehrling in die Werkstatt seines Vaters ein und ging als Handwerksgeselle auf Wanderschaft durch Frankreich. Von 1861 bis 1862 arbeitete er als Schlosser und Mechaniker nacheinander in fünf Werkstätten in Paris, wo er ebenfalls Vorträge und Abendkurse an der École nationale des arts et métiers im Faubourg Saint Martin besuchte. In Paris entdeckte er auch seine Liebe zum Theater und zur Schauspielerei. 1866 trat André Duchscher als Schlosser in die Werkstätten der Compagnie des chemins de fer de l'Est in Luxemburg ein. Nach einem zweiten Fortbildungsaufenthalt in Paris wurde er 1868 Aufseher der Telegrafenlinien Luxemburg-Spa und ab 1871 der Telegrafen der Prinz-Wilhelm-Eisenbahngesellschaft. 1873 begann er in Hollerich mit der Herstellung von Schwachstrom-Elektroapparaten, bevor er zusammen u. a. mit seinem Bruder Pierre und Caspar Mathias Spoo eine Industrieanlage in Wecker eröffnete. Die Eisengießerei mit angeschlossener Werkstatt produzierte gusseiserne Gebäude- und Maschinenteile, Elektrogeräte sowie Akustikrohre. 1882 wurde eine Niederlassung in Esch/Alzette gegründet, die von Pierre Duchscher unter der Aufsicht von C.M.Spoo geleitet wurde. 1888 trennten sich André Duchscher und Spoo. André Duchscher, der alleiniger Inhaber der Fabrik in Wecker wurde, meldete bis 1906 zahlreiche Erfindungs- und Verbesserungspatente an.

André Duchscher schlug eine politische Laufbahn ein. 1886 wurde er Gemeinderat, 1888 Schöffe und 1897 Bürgermeister in Wecker. In seinen öffentlichen Funktionen kümmerte André Duchscher sich hauptsächlich um die Organisation des Unterrichts in der Primär-, der Fortbildungsund der Haushaltungsschule.

Seit der Firmengründung in Wecker regelte André Duchscher die Pflichten und Rechte der Belegschaft durch Statuten, welche Sicherheitsmaßnahmen zur Verhinderung von Arbeitsunfällen, eine elfstündige Tagesarbeitszeit und bezahlte Überstunden regelten. 1875 gründete er eine Sparkasse zugunsten der Arbeiter, 1885 führte er eine gemeinschaftliche Unfallversicherung ein und gründete 1891 einen Unterstützungsverein. 1892 schuf er den Arbeiterverein der Eisenhütte Wecker, der 1894 zur Kranken- und Unterstützungskasse der Eisenhütte Wecker wurde. 1898 führte André Duchscher des Weiteren eine Pensionskasse für arbeitsunfähig gewordene Arbeiter ein. Wegen dieser Pionierleistungen wurde André Duchscher von der Regierung zum Mitglied der Commission supérieure d'encouragement des Sociétés de secours mutuels berufen. Des Weiteren wurde er mit dem Erstellen von Gutachten zu verschiedenen Gesetzesvorlagen im sozialen Bereich beauftragt. Ab 1900 wurde er Mitglied der luxemburgischen Handelskammer und 1910 vertrat er die luxemburgische Regierung bei der Internationalen Konferenz gegen die unfreiwillige Arbeitslosigkeit in Paris.

André Duchscher setzte sich auf verschiedene Art und Weise dafür ein, das geistige und berufliche Niveau der Arbeiterjugend durch Fortbildungskurse zu steigern. So eröffnete er 1892 in Wecker unentgeltliche Fortbildungskurse mit den Fächern Zeichnen, Schreiben, Lesen und Rechnen, die für die Lehrlinge in Wecker vorgeschrieben waren und den jungen Handwerkern der Umgebung freistanden. André Duchscher war auch auf dem Gebiet der Arbeiterwohnungen ein Vorreiter. Seine Arbeiter gaben ihm den Beinamen "Vater", was André Duchschers bevormundend-väterlicher Sicht der Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern entsprach.

André Duchscher war Theaterautor und veröffentlichte 1865 Gedichte im Echternacher Anzeiger. In seinen Komödien wie Den Handstra'ich, De blo'e Mondig, die sich in der Handwerker- und Bauernwelt abspielen, zeichnet André Duchscher das Sittenbild der einfachen Menschen. Die Handlung wird von unerwarteten Ereignissen und Zufällen beherrscht und bewirkt eine Verkettung von Zuständen, die zur Katastrophe führen, welche jedoch im letzten Moment verhindert werden kann. Aus den anderen von André Duchscher veröffentlichten Theaterstücken mit sozialem Charakter ragen Rékes III, Villa Fina, De Fenstermaates und D'n dawe Jang hervor, die den Kampf der Mittellosen darstellen. In seiner Komödie Den Handweerksmaan am Sträit fir d'deglich Brut, die 1865 vom Echternacher Turnverein uraufgeführt wurde, verteidigt André Duchscher, im Einklang mit seinen sozialen Ansichten, den Gedanken, die Handwerkerlehre durch Verordnungen zu regeln und die Arbeitersozialversicherung per Gesetz einzuführen. Vermittels seiner Figuren fordert er sogar die Gründung einer Arbeiterpartei, die sich für die Sicherheit der Arbeiter einsetzen soll. Das Arbeiterdrama mit sozialem Hintergrund Franz Pinell, das laut seinem Autor durch Gerhart Hauptmanns Die Weber inspiriert wurde, ist einer der ersten Versuche eines Sozialdramas und Arbeitertheaterstückes in Luxemburg. Die Anliegen dieses Werkes bleiben jedoch ausschließlich auf der humanitären und moralisierenden Ebene: Der Autor, seinem Paternalismus getreu, verbietet sich jede Analyse der sozialen Zusammenhänge. Im Einklang mit seiner Weltanschauung hat André Duchscher den Streik als legales Mittel zum Interessenschutz der Arbeiter abgelehnt. Laut Isi Comes schrieb er auch zwei nicht veröffentlichte Theaterstücke für den Eechdernoacher Turnverein, mit den Titeln De Schuurk und De Gääst an der Noatshauf. Dieselbe Theatergesellschaft führte nach der Uraufführung 1963 auch 1967 den Schwank t'Brandbre'f oder t'Gelegenhät micht den De'f um einen Geizhals, der eine vereinbarte Hochzeit für seine Tochter organisiert, auf.  Joseph Tockert soll das Stück Den Handstra'ich ins Deutsche übersetzt haben; überliefert ist die Übersetzung nicht.

André Duchschers Schauspielstücke erfuhren zwischen 1910 und 1930 mehrere Neuauflagen, verschiedene Liedtexte wurden von Komponisten wie C.M Spoo, unter dem Namen Carl Hermann, Alfred Kowalsky, Max Menager, Jean-Pierre Schmit, Fernand Mertens und Thomas Müller vertont.

Dieser Artikel wurde verfasst von Gast Mannes und Claude D. Conter

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Echternacher Anzeiger
    Verwendete Namen
    André Duchscher

Sekundärliteratur

Mitgliedschaft

  • Union dramatique
  • Verein für Luxemburger Geschichte, Litteratur und Kunst /[auch Verein für vaterländische Litteratur, Geschichte und Kunst] (Hémecht)
  • Wörterbuch der luxemburgischen Mundart (1906)

Archiv

Zitiernachweis:
Mannes, Gast/Conter, Claude D.: André Duchscher. Unter: , aktualisiert am 09.01.2024, zuletzt eingesehen am .