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© Wolfgang Osterheld

Frank Feitler

Luxemburg Luxemburg

Frank Feitler wuchs in Berdorf auf und zog im Alter von zehn Jahren nach Esch/Alzette, wo er das Lycée de garçons besuchte. Nach dem Abitur studierte er Germanistik und Philosophie an den Cours universitaires in Luxemburg und an der Universität Heidelberg. Von 1974 bis 1984 unterrichtete Frank Feitler Deutsch und Philosophie am Lycée classique in Echternach. Danach schlug er eine Laufbahn im nationalen und internationalen Theaterbetrieb ein. Nachdem er im Kasemattentheater gearbeitet hatte, wo er Frank Hoffmann kennenlernte, feierte er erste Erfolge, etwa mit der dramaturgischen Bearbeitung von Rainer Werner Fassbinders Bremer Freiheit (1981). Vor allem mit dem Schiller-Fragment Demetrius gelangen dem Dramaturgen Frank Feitler und dem Regisseur Frank Hoffmann der internationale Durchbruch, als das Stück nach seiner Uraufführung in Luxemburg 1983 bei den Schillertagen in Mannheim 1983 ins Programm aufgenommen wurde. Daraufhin wurde er Dramaturg und Direktionsmitglied der Baseler Bühnen, bis er 1989 die Stelle eines Dramaturgen am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg unter der Leitung von Peter Zadek übernahm. Dort gehörte Heiner Müller zu seinen Mentoren.

1990 kehrte Frank Feitler nach Luxemburg zurück und arbeitete als Freiberufler in der Theater- und Filmszene. Er war Drehbuchautor und adaptierte zusammen mit Paul Kieffer den Roman Schacko Klak von Roger Manderscheid für den Film. Dabei handelte es sich um eine gekürzte Fassung eines Drehbuchs, das 1989 bei einem Luxemburger Drehbuchwettbewerb ausgezeichnet worden war. Frank Feitler arbeitete zudem als Regisseur und Produzent für die Filmproduktionsgesellschaft Samsa Film. Mit Andy Bausch produzierte er die Kurz-, Fernseh- und Spielfilme Struppi und Wolf (1992) und Three Shake-a-Leg Steps to heaven (1993), mit Pol Chruchten Black Dju (1995) und den Film Boys on the Run (2002), für den Frank Feitler das Drehbuch über die politischen und sozialen Misstände in der amerikanischen Gesellschaft allein verfasste. 1996 gründete er mit Tarak Ben Amar, Pol Chruchten und Jeanne Geiben die Produktionsgesellschaft Red Lion, mit der er eigene Film- und Theaterproduktionen durchführte. Er wandte sich dem Unterhaltungstheater zu, bemühte sich um die Wiederbelebung der Traditionen des Luxemburger Volksstückes und arbeitete mit den Schauspielern Josianne Peiffer, Fernand Fox, Marc Olinger und Luc Feit zusammen, die sich in der Schauspieltruppe Fräie Vollekstheater Lëtzebuerg zusammengetan hatten. 1997 inszenierte Frank Feitler zum Auftakt des Festivals Musek am Syrdall Auguste Lieschs Maus Kätti. Er inszenierte zudem jeweils adaptierte Fassungen der Volksstücke von Batty Weber, André Duchscher oder Willy Goergen und Liederabende mit Texten von Poutty Stein, Pir Kremer oder Auguste Liesch. In den Liederabenden wie Wat d'Heemecht ass (1989) oder O méng Modi, wat en Zodi (2001) zeichnete er auf der Grundlage bekannter Melodien und Gedichte u. a. von Dicks, Michel Lentz, Sepp Thill, Tit Schroeder, Fritz Weimerskirch, Pol Greisch, Léopold Hoffmann auf satirische und ironisch-melancholische Art und Weise ein Bild identitärer Selbstvergewisserung. Michel Rodanges Renert wurde 1989 und 1995 gemeinsam von Frank Feitler, Stella Händler und Paul Kieffer szenisch aufgeführt. Im November 2016 führte er Regie bei Marc Limpachs politischer Farce En Tiger am Rousegäertchen im Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg. 2021 war er Regisseur der Aufführung von Colm Tóibíns Monolog Le Testament de Marie am TNL. 2022 wurde im Escher Theater das Stück En Escher Jong uraufgeführt, bei dem Frank Feitler und Kristof Van Boven für Text und Dramaturgie zuständig waren. René Deltgens Leben und vor allem seine Schauspielkarriere unter den Nationalsozialisten  stehen hier im Mittelpunkt.

2001 arbeitet Frank Feitler mit Frank Hoffmann zusammen und produzierte unter dem Titel K. die Adaption des Romans Das Schloss von Franz Kafka für das Théâtre national und die Ruhrfestspiele Recklinghausen. Von Mai 2001 bis Mai 2015 war Frank Feitler Direktor und Intendant des Stadttheaters in Luxemburg. Er begreift das Theater als Experimentierort des sozialen Miteinanders und als internationale Begegnungsstätte. So arbeitet er mit namhaften internationalen Theaterhäusern zusammen und initiiert Koproduktionen. Zugleich erweiterte er das Programm um die Sparte des Tanz- und Musiktheaters und um englischsprachige Stücke.

Frank Feitler ist ebenfalls Stückeschreiber. Ab 1984 entwickelte er eine eigenständige dramaturgische Arbeit, bei der Textvorlagen so stark verändert werden, dass neue Texte daraus entstehen. Das dramatische Konzept des neuen Theaters, das er mit der Theater GmbH erprobte, bestand darin, Klassiker der Weltliteratur für ein luxemburgisches Umfeld zu adaptieren. Zugleich sollte eine Modernisierung der dramaturgischen und inszenatorischen Arbeit dem Luxemburger Theater den Anschluss an internationale Theaterbewegungen ermöglichen. So entstanden im Escher Schluechthaus in enger Zusammenarbeit mit Guy Rewenig und Frank Hoffmann Matzen am Wanter brennt den Äisbierg nach Roger Vitracs Victor ou les Enfants au pouvoir, Schillers Demetrius-Adaptation und die auf der Grundlage historischer Zeitdokumente arrangierte Collage Heißes Eisen, Roter Mond über die Sozialrevolutionäre Georg Büchner, August Becker und Friedrich Ludwig Weidig. Dieses war zuerst als Hörspiel konzipiert und wurde unter dem Titel Die Büchner-Weidig-Bande 1987 vom Schweizer Radio und vom Westdeutschen Rundfunk gesendet. Die Modernisierung des Theaters ging einher mit ihrer Politisierung, indem das politische Bewusstsein im Allgemeinen und die Mentalität der Luxemburger im Besonderen verhandelt werden sollten. Mit Guy Rewenig schrieb Frank Feitler z. B. das die Immigration thematisierende und frei nach Motiven von Carlo Goldonis Il servitore di due padroni konzipierte Stück De Meeschter fällt vum Himmel. Die Stegreifkomödie 7 Lëtzebuerger kréien de Karlspräis, die auf einer Vorlage von Guy Rewenig beruht, wurde gemeinsam von den Schauspielern und Frank Feitler geschrieben und stellt zwölf Jahre nach der Karlspreisverleihung an das Luxemburger Volk 1986 eine kritische und satirische Abrechnung mit dem politischen Selbstverständnis der Luxemburger Kleinbürger dar.

2021 wurde Frank Feitler bei der ersten Verleihung der Theaterpräisser mit dem nationalen Theaterpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Dieser Artikel wurde verfasst von Claude D. Conter und Nicole Sahl

Veröffentlichungen

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Mitgliedschaft

  • Kasemattentheater
  • Théâtre National de Luxembourg
Zitiernachweis:
Conter, Claude D./Sahl, Nicole: Frank Feitler. Unter: , aktualisiert am 02.01.2024, zuletzt eingesehen am .