Fábio Godinho
Fábio Godinho wurde in Portugal geboren und zog im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern nach Luxemburg. Während seiner Schulzeit am Lycée des Arts et Métiers in Luxemburg-Stadt wurde er Mitglied des TNL-Jugendclubs. 2006 siedelte er nach Paris um, wo er sich am Cours Florent einschrieb. Im Rahmen seines Studiums der Theaterwissenschaften an der Sorbonne Nouvelle befasste er sich mit der Erforschung von Spiel und Nicht-Spiel im flämischen Theater. Seither ist er im Theater, im audiovisuellen Bereich und in der Kunst tätig. Im Jahr 2022 gründete er zusammen mit seinem Bruder Marco Godinho und Keong-A Song den Verlag LUAR Éditions, dessen Name auf Portugiesisch „Mondschein” bedeutet. Er lebt in Paris und Luxemburg.
Fábio Godinho ist Schauspieler, Performer, Regisseur und Autor. Als Schauspieler tritt er in Luxemburg (Rumpelstilzchen von Ian De Toffoli 2017, Disko Dementia von Larisa Faber 2018, Parterre von Michel Clees 2020) und im Ausland (Play Loud von Falk Richter 2017, Ce qu’il reste de nous / Electre ½ nach Euripides 2018 oder O começo perdido von Pedro Martins Beja 2021) auf. Seit 2009 realisiert er persönliche Projekte, angefangen mit Le Privilège des chemins von Fernando Pessoa, das er beim Festival d'Avignon mit dem von ihm mitbegründeten Ensemble tdp (théâtre de personne) aufführte. Mit diesem Ensemble präsentierte er auch Hôtel Palestine (2013) von Falk Richter und L’Homme aux tartelettes, inspiriert von Robert Louis Stevensons Club des suicidaires und Fernando Pessoas Un dîner très original, im Théâtre Municipal Berthelot in Montreuil sowie in Marokko, wo er 2019 den Preis für die beste Darstellerleistung beim Festival International de Théâtre de Khouribga erhielt. Im selben Jahr war er im Rahmen der Biennale von Venedig am Film Left to Their Own Fate (Odyssey) beteiligt. Der Film begleitete die Installation Written by Water seines Bruders Marco Godinho, die dem Mittelmeer und Homers Odyssee gewidmet war. Er war zudem in der Serie Capitani von Christophe Wagner und im Kurzfilm Lucian von Ganael Dumreicher zu sehen.
Zu seinen Inszenierungen zählen Produktionen luxemburgischer Autoren wie Erop von Romain Butti (2022) im Mierscher Kulturhaus (heute Mierscher Theater) und Stücke ausländischer Autoren wie Leuchtfeuer von Nancy Harris (2025) und Die Laborantin von Ella Road (2022) im Kapuzinertheater, Sales Gosses von Mihaela Michailov (2018) und À la carabine von Pauline Peyrade (2023) im Théâtre du Centaure oder Des voix sourdes von Bernard-Marie Koltès (2016) im Théâtre de la Loge in Paris. Diese Auswahl an Stücken zeugt insbesondere von einem Interesse für Werke, die mit aktuellen gesellschaftlichen Themen in Resonanz stehen.
Que la terre m’étouffe si j’agis faussement, sein erstes Stück als Autor, wurde 2014 im Théâtre National du Luxembourg aufgeführt. Der Titel, der einen Ausdruck aus der Bauernsprache aufgreift, regt zum Nachdenken über das Land und den Raum an, über die Mischung der Orte, die in jedem Menschen leben. Sport(s), das 2018 im Théâtre Berthelot in Montreuil und im Théâtre de la Jonquière in Paris aufgeführt wurde, hinterfragt das Konzept des Wettbewerbs anhand einer Gruppe von Schauspielern, die sich Ausscheidungswettkämpfen stellen müssen. Das Stück En Quête (2023), das er schrieb, inszenierte und in dem er im Trifolion auch selbst spielte, bevor er es 2025 in Avignon präsentierte, thematisiert Migrationswege anhand von Alltagsszenen und -zeugnissen. Die Reise ist gleichzeitig eine innere Suche, bei der Identitäten und Erinnerungen durchquert werden, die aus sichtbaren und unsichtbaren Verbindungen bestehen. Das Stück wurde 2025 veröffentlicht.
Zusammen mit seinem Bruder veröffentlichte Fábio Godinho das Buch Offrir quelques mots à la rive (2023). Darin setzten sie eine Arbeit fort, die sie beim WaterWalls Festival 2021 mit einer szenischen Installation unweit des Staudamms 5 in Esch/Sauer begonnen hatten. Auf einer Plattform über einem Wasserbecken stand ein Megafon, das mal der Windrichtung folgte, mal die Stimmen der Menschen verstärkte, die sich äußern wollten. Während der Autorenresidenz, die dieses Projekt begleitete, durchstreiften die beiden Künstler die Region und führten Gespräche untereinander und mit den Einwohnern, unter anderem über die Beziehung zur Natur und zur Sprache. Entstanden sind mehrstimmige Texte, die von Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zu einem Ort, von der unaufhörlichen Bewegung des Lebens und der Sprache, von Verlust, Vergessen, Warten und Begegnungen erzählen.
Veröffentlichungen
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Jahr2023
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Titel En QuêteJahr2025
Mitarbeit bei Zeitungen
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Titel der ZeitschriftenCahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des artsVerwendete NamenFábio Godinho
Sekundärliteratur
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Autor(in) Fabien Rodrigues
Jahr2018 -
Autor(in) Aude Lavigne
Jahr2018 -
Autor(in) Jeff Schinker
Jahr2018
Weblinks
Fotogalerie
Zitiernachweis:
Jehin, Ludivine: Fábio Godinho. Unter: , aktualisiert am 21.08.2025, zuletzt eingesehen am . -